Graz – Ein Vorstoß im Kampf gegen resistente Keime ist der Universität Graz zusammen mit ihren Londoner Forschungspartnern gelungen. Laut Universität Graz entschlüsselte das Forscherteam die Struktur des Enzyms Relaxase. Dieses Enzym trägt entscheidend zur Weitergabe von DNA bei Bakterien bei, wodurch diese zunehmend immun gegen Antibiotika werden.

Schon seit den 1950er-Jahren ist bekannt, dass Bakterien ihre Erbinformationen austauschen können. "Trotz intensiver Forschung ist es uns erst jetzt gelungen, die Struktur des dafür verantwortlichen Schlüsselenzyms zu bestimmen", erklärte Ellen Zechner vom Institut für Molekulare Biowissenschaften ihr Forschungsprojekt. Das liefere völlig neue Anhaltspunkte, um die Relaxase auszuschalten und damit die Verbreitung von Antibiotika-Resistenzen einzudämmen. Die neuesten Erkenntnisse zu Aufbau, Arbeitsweise und Eigenschaften des Enzyms wurden in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins "Cell" publiziert.

Hoffnung auf neue Wirkstoffe

"Unsere Erkenntnisse könnten dazu beitragen, neue Wirkstoffe zu entwickeln, die den Austausch von Genen zwischen Bakterien unterbinden. Bisherige Versuche waren unter anderem deswegen nur mäßig erfolgreich, weil wir kein detailliertes Bild des Enzyms hatten", schilderte die Molekularbiologin.

Relaxase wählt in einem Bakterium gezielt Erbinformation aus und durchtrennt einen der beiden DNA-Stränge, der sofort wieder nachwächst. Die abgetrennten Gene transportiert das Enzym in ein benachbartes Bakterium, das die Informationen aufnimmt. So lernen die Krankheitserreger voneinander und übertragen ihre Immunität gegen bestimmte Antibiotika äußerst schnell. (APA, 7. 5. 2017)