Sportdirektor Franz Schiemer muss in Ried doppelgleisig fahren.

Foto: APA/EXPA/ROLAND HACKL

Zuletzt wurden die hängenden Köpfe in Ried rarer, Entwarnung kann natürlich noch keine gegeben werden.

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Ried/Wien – Es geht etwas weiter bei der Spielvereinigung Ried. Das Trainingzentrum wurde eröffnet, ein richtiges Schmuckkästchen ist es geworden. Ein eigenes Amateurteam wurde auch gegründet, die bisherige Kooperation mit Neuhofen aus der Oberösterreich-Liga ist Geschichte. "Es ist wichtig, dass jedes Bundesligateam eine Amateurmannschaft hat, mit diesem Schritt werden Identität und Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt" , sagt Franz Schiemer, ein Rieder Urgestein, das einst auszog, um als Fußballer zwar nicht die Welt, aber doch Österreich zu erobern. Ein Meistertitel mit der Wiener Austria, drei mit Red Bull Salzburg, 25 Länderspiele hat er im Lebenslauf stehen. Seit Februar ist Schiemer Sportdirektor bei der SV Ried. "Eine spannende Aufgabe, jeder Tag ist eine neue Herausforderung, eine neue Erfahrung", sagt der 31-Jährige.

Tabellenjammer

Der Blick auf die Tabelle ist freilich ein Jammer, die Innviertler sind Letzte, haben vier Punkte Rückstand auf das neuntplatzierte St. Pölten, sechs sind es auf Mattersburg. Schiemer ist Realist, obwohl er das Ganze für einen Irrtum hält. "So, wie wir Fußball spielen, gehören wir sicher nicht dorthin." Der Abstiegskampf sei auf einem beachtlichen Niveau. "Leider punkten alle." Also muss Schiemer doppelgleisig fahren. "Ich rechne nicht mit dem Schlimmsten, muss mich aber damit befassen." Eine Kaderplanung sei nahezu unmöglich. "Man kann mit Spielern nicht verhandeln, ohne zu wissen, in welcher Liga man engagiert ist." Fix ist: Lassaad Chabbi bleibt auf jeden Fall Trainer. Schiemer. "Er leistet tolle Arbeit, lebt den Fußball."

Am Samstag kommt die Admira auf Besuch, die Rieder haben sich an Druck gewöhnt. "Ja, wir brauchen drei Punkte. Das ist in unserer Lage immer so." Schiemer hat einen Dreijahresvertrag unterzeichnet, er will die Zeit optimal nützen. "Wir müssen weg vom ständigen Überlebenskampf, uns im gesicherten Mittelfeld etablieren. Die Infrastruktur lässt das zu." Der LASK steht als Aufsteiger fest, laut Schiemer verträgt Oberösterreich zwei Klubs. "Konkurrenz belebt das Geschäft, ein Derby sorgt für Emotionen."

Eigengewächse

Ried müsse zu den Wurzeln zurückkehren, das Personal selbst entwickeln. "Es ist seit Patrick Möschl kaum ein Eigengewächs nachgekommen. Wir müssen der Ausbildungsverein sein, das ist alternativlos. Österreich ist ein Ausbildungsland. Das gilt sogar für Red Bull Salzburg."

Schiemer, er war als Innenverteidiger und im defensiven Mittelfeld verwendbar, beendete 2014 seine Karriere. Völlig unsentimental, zu viele Verletzungen. "Sogar vorm Abschiedsspiel zog ich mir eine Zerrung zu. Ich hätte weitertun können, wäre aber nicht in der Lage gewesen, hundert Prozent zu geben." Er wurde Co-Trainer bei Liefering, war TV-Experte. "Ich kenne das Geschäft von allen Seiten." Die Tätigkeit als Sportdirektor sei eine logische Weiterentwicklung. "Ich habe mir von Markus Kraetschmer, Peter Stöger und Ralf Rangnik einiges abgeschaut."

Volltreffer Chabbi

Eine der ersten Amtshandlungen war die Entlassung von Trainer Christian Benbennek. "Unangenehm, neun Niederlagen in zehn Partien waren zu viel. Auch ich kann mich den Mechanismen nicht entziehen. Natürlich war es ein Risiko. Es hat sich gelohnt, Chabbi ist ein Volltreffer."

Ried hat keine schlechte Auslosung, Heimspiele gegen St. Pölten und Mattersburg stehen noch an. Schiemer mag den Namen des Stadions. "Keine-Sorgen-Arena passt schon. Weil es Ziel ist, keine Sorgen mehr zu haben." Ried hat den Stil verändert, es wird agiert, nicht nur reagiert. Das 2:0 gegen Altach, das 3:0 gegen Rapid, das 1:1 in Salzburg sind Beispiele für diese Wandlung. Schiemer: "Wir haben es in den eigenen Händen. Ich gönne keinem den Abstieg, uns aber am wenigsten." (Christian Hackl, 5.5.2017)

SV Ried – FC Admira Wacker Mödling (Ried, Keine-Sorgen-Arena, 18.30 Uhr, SR Harkam). Bisherige Saisonergebnisse: 0:1 (a), 2:1 (h), 0:1 (a)

Ried: Gebauer – Hart, Reifeltshammer, Prada, Marcos – Brandner, Trauner – Möschl, Zulj, Elsneg – Ademi

Ersatz: Durakovic – Antonitsch, Chessa, Bergmann, Fröschl, Egho

Es fehlen: Ziegl, Özdemir (beide gesperrt), Honsak (Seitenbandriss im Knie)

Admira: Leitner – Zwierschitz, Wostry, Maranda, Ebner – Lackner, Toth – Bajrami, Knasmüllner, Grozurek – Monschein

Ersatz: Kuttin – Posch, Pavic, Wessely, L. Malicsek, Schmidt, Vastic

Es fehlen: Sax, Maier (beide gesperrt), Spiridonovic (Oberschenkelverletzung), Strauss (Fersenverletzung), Starkl (Sprunggelenksverletzung), Cabrera (Oberschenkelverletzung), Fischerauer (nach Kreuzbandriss)