Hamburg – Volkswagen hat den Gewinn dank Zuwächsen bei den meisten Pkw-Marken zum Jahresauftakt kräftig gesteigert. Das Nettoergebnis des Konzerns kletterte im ersten Quartal um 43,9 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro, wie die Wolfsburger am Mittwoch mitteilten. Der Umsatz legte trotz eines leichten Rückgangs der Auslieferungen zu Jahresbeginn um zehn Prozent auf 56,2 Milliarden Euro zu.

Volkswagen hatte bereits vor zwei Wochen auf Grundlage vorläufiger Zahlen einen überraschend starken Anstieg des operativen Ergebnisses bekanntgegeben. Grund waren vor allem Verbesserungen bei der Hauptmarke VW. Den Ausblick für das laufende Jahr hatte das Management bei der Gelegenheit bekräftigt. Demnach peilt der Konzern ein Umsatzplus von bis zu vier Prozent und eine operative Rendite zwischen 6,0 und 7,0 Prozent an.

Kein Schadenersatz in Europa

Während der VW-Konzern in den USA für den Diesel-Skandal knapp 14 Mrd. Euro an Schadenersatz bezahlt, wird es in Europa keine finanzielle Wiedergutmachung für die Dieselbesitzer geben, bekräftigte VW-Konzernchef Matthias Müller im Gespräch mit mehreren österreichischen Medien.

"Das ist ein systemrelevantes Unternehmen. Es ist meine Aufgabenstellung dafür zu sorgen, dass es so bleibt und ich werde nichts tun, das die gesetzlichen Rahmenbedingungen außer Acht lässt und das Unternehmen gefährdet", so seine Begründung. Er räumte aber ein, dass VW einen "gehörigen Beitrag" geleistet habe, dass der Diesel in Misskredit kam.

VW will indes den Diesel stärken und erwägt eine Kampagne, an der sich auch andere Hersteller beteiligen sollen, sagte Müller. "Der Diesel hat derzeit sowohl in der Öffentlichkeit als auch von politischer Seite mit einer starken Opposition zu kämpfen.

Aus unserer Sicht ist der moderne Diesel aber Teil der Lösung, nicht des Problems", sagte Müller der Branchenzeitung "Automobilwoche" vom Dienstag. Es gelte, die Vorteile des Diesel "wieder stärker ins Bewusstsein zu rücken".

Kampagne für die Selbstzünder

"Wir denken darüber nach, eine Kampagne für die Selbstzünder zu starten", sagte Müller weiter. Diese Initiative sollte demnach am besten übergreifend erfolgen, da nicht nur Volkswagen von der Diskussion betroffen sei. Auch andere Hersteller brauchen nach Angaben Müllers den Diesel, um die staatlichen CO2-Ziele zu erreichen. Diesel-Fahrzeuge stoßen weniger Kohlendioxid aus als Benziner, aber kommen auf vergleichsweise hohe Stickoxid-Emissionen.

Generelle Fahrverbote in Innenstädten für Dieselfahrzeuge wegen der Stickoxid-Belastung findet VW-Chef Müller "aus Sicht der betroffenen Kunden problematisch". Er verwies darauf, dass es auf der politischen Seite durchaus unterschiedliche Meinungen gebe. So habe sich der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) "durchaus offen" dafür gezeigt, Diesel-Motoren nachzurüsten und sie dann nicht mehr mit Fahrverboten zu belegen, sagte er der Zeitung.

Zu den möglicherweise hohen Kosten einer solchen Nachrüstung wollte Müller sich nicht festlegen. "Auch da gehen die Meinungen auseinander. Wir prüfen das gerade technisch intensiv", sagte er der "Automobilwoche".

Unter anderem die Deutsche Umwelthilfe fordert, dass die Autoindustrie Dieselfahrzeuge auf eigene Kosten nachrüstet oder sie zurückkauft, wenn sie die Abgasnormen auf der Straße nicht einhalten. Eine Nachrüstung kostet nach Angaben der Umweltorganisation im Schnitt 1.000 bis 1.500 Euro bei einem Pkw. (APA. 3.5.2017)