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Die Hirschsteine in der Mongolei sind eines der internationalen Restaurationsprojekte der Universität für angewandte Kunst Wien.

Foto: Picturedesk / Tuul & Bruno Morandi

Wien – Es ist ein Restaurierungsprojekt, mit dessen Verlauf wohl niemand gerechnet hätte: Seit 2010 arbeiten Fachleute und Studierende der Wiener Universität für angewandte Kunst am Durbar Square im nepalesischen Patan, das zum Unesco-Weltkulturerbe zählt. Fünf Jahre später erschüttert ein Erdbeben die Gegend, intensiver denn je müssen die Bau- und Kunstwerke seitdem wiederhergestellt werden.

Nicht jeder angehende Restaurator hat die Möglichkeit, schon während der Ausbildung bei derartigen Projekten – und der Umplanung aufgrund von Naturkatastrophen – mitzuwirken. "Der Praxisschwerpunkt ist uns sehr wichtig und, so glaube ich, auch der Schlüssel dazu, dass unsere Absolventinnen und Absolventen sich gut am Markt positionieren", sagt Institutsleiterin Gabriela Krist.

Auch wird vom ersten bis zum zehnten Semester an Originalobjekten gearbeitet. Dies können Gemälde sein, deren Restaurierung auch an der Akademie der bildenden Künste unterrichtet wird; während die weiteren Schwerpunkte dort aber bei Papier, Wandmalerei und Holzobjekten liegen, sind dies an der Angewandten Metallobjekte und seit dem Jahr 2000 Textil- und Steinkunstwerke. Auch archäologische Funde fallen in das Aufgabengebiet.

Die großen internationalen Kooperationen finden vor allem mithilfe des Eurasia-Pacific Uninet statt, eines Bildungsnetzwerks, das Kontakte zwischen zentral- und ostasiatischen sowie österreichischen Einrichtungen fördert. In der südindischen Stadt Thiruvananthapuram läuft seit gut einem Jahr ein Projekt zur Sammlungspflege, im Zuge dessen Museumsdepots verbessert werden.

Mongolische Monumente

Auch in der Mongolei findet eine Zusammenarbeit statt, mit der staatlichen Universität für Kunst und Kultur in Ulan-Bator, wo das Fachgebiet der Restaurierung gerade aufgebaut wird. Besonders spannend ist diese im Hinblick auf die mongolischen Steinstelen, die auch als Hirschsteine bekannt sind.

Mehr als 600 dieser Monumente ragen in der mongolischen Steppe oft mehrere Meter hoch in die Landschaft, meist in der Nähe von Grabstätten. "Vergangenen Sommer haben Kollegen dort begonnen, den zukünftigen Unterrichtenden an der Universität Steinrestaurierung näherzubringen: Wie mache ich die Dokumentation, wie vermesse ich? Heuer soll damit begonnen werden, die ersten Restaurierungen durchzuführen", sagt Krist.

Auch innerhalb Österreichs wird an diversen Projekten gearbeitet. In den vergangenen drei Jahren war dies verstärkt die Depotoffensive des Landes Niederösterreich. Eine von fünf Baustellen war das Krahuletz-Museum in Eggenburg: Hier werden Kostüme, vor allem Damenbekleidung, inventarisiert und umgelagert. Das Problem besteht vor allem im knappen Platz: "Es gibt zwar ein Depot im alten Lichtspielhaus, aber das ist klimatisch für Textilien überhaupt nicht geeignet – es ist feucht und sehr kalt." Stattdessen brachte man sie im Museum selbst unter, nicht immer im Idealzustand. "Einiges war extrem verstaubt und verknittert, was vor allem für historische Textilien aus Seide extrem schlecht ist, weil sie zu Brüchigkeit neigen."

Die präventive Konservierung und das Entwickeln von Depotkonzepten gehören also ebenfalls zur Arbeit und Ausbildung, auch wenn das weniger aufregend anmuten mag als etwa elektronenmikroskopische Analysen im Labor. Hier spielen Natur- und Kunstwissenschaften zusammen, auch wenn die Methoden – von der chemischen Bindemittelanalyse bis zur Strahlendiagnose, um unter einem Bild liegende Skizzen zu erkennen – eher unterstützend sind als ein eigener Fachbereich.

Steinfestiger für Denkmäler

Manche der bisher 22 Absolventinnen der Textilspezialisierung und der 25 im Fachbereich Stein verschlägt es später aber auch an technische Universitäten. Matea Ban untersuchte in ihrer Diplomarbeit die Wiener Wotrubakirche aus Sichtbeton, das Fasziniertsein von modernen Bauwerken brachte sie zu einem zusätzlichen Studium der Architektur. Mittlerweile ist sie an der TU Wien in der Ingenieurgeologie gelandet.

Das Projekt Nano-Cathedral, an dem sie arbeitet, wird aber auch von der Angewandten unterstützt: "Wir wollen neue Steinfestiger auf Nanobasis entwickeln, um bedeutende europäische Baudenkmäler zu schützen und zu erhalten." Dazu gehört etwa auch der Stephansdom. Ban: "Ich beschäftige mich mit thermomechanischen Schäden und untersuche, wie sich die chemischen und mineralogischen Eigenschaften in einem Gesteinsgefüge verändern." (Julia Sica, 5.5.2017)