Jean-Luc Melenchon warnt seine Anhänger.

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Paris – Der französische Linksaußen-Politiker Jean-Luc Mélenchon hat seine Anhänger davor gewarnt, bei der Stichwahl um das Präsidentenamt für die Rechtspopulistin Marine Le Pen zu stimmen. Eine Stimme für Le Pen am 7. Mai wäre "ein schrecklicher Fehler", sagt Melenchon am Sonntag.

Eine Wahlempfehlung für den Mitte-Kandidaten Emmanuel Macron gab er aber nicht ab. Le Pen rückte unterdessen von einem ihrer wichtigsten Wahlversprechen ab: dem Euro-Ausstieg.

Vierter Platz

Melenchon war im ersten Wahlgang am 23. April mit 19,6 Prozent auf dem vierten Platz gelandet und lehnte eine Wahlempfehlung seitdem ab. Die rund sieben Millionen Wähler, die für ihn stimmten, könnten bei der Stichwahl aber eine wichtige Rolle spielen. Sie werden deswegen von Macron und Le Pen umworben.

"Ich würde nicht die Front National wählen, ich bekämpfe die Front National", sagte Melenchon nun im Fernsehsender TF1. "Und ich sage zu allen, die mir zuhören: Begeht nicht den schrecklichen Fehler, eine Stimme für die Front National abzugeben." Ob er Le Pens Gegenkandidaten Macron oder gar nicht wählen will, wollte Melenchon aber nicht sagen.

Unter den Melenchon-Anhängern gibt es viele, die sich bei der Stichwahl lieber enthalten wollen als für Macron zu stimmen. Der parteilose Pro-Europäer kommt in Umfragen inzwischen auf 59 Prozent – vier Punkte weniger als direkt nach der ersten Wahlrunde.

Le Pen legt Vorsitz des FN vorübergehend nieder

Um ihren Rückstand von 18 Prozent aufzuholen, kämpft Le Pen nun mit allen Mitteln um eine breitere Wählerbasis. Den Vorsitz der Front National legte sie vergangene Woche vorübergehend nieder, um "über den Parteiinteressen" zu stehen. Am Samstag kündigte sie an, im Falle eines Wahlsiegs den EU-kritischen Politiker Nicolas Dupont-Aignan zum Premierminister zu machen.

"Dies ist ein historischer Tag, denn wir stellen die Interessen Frankreichs über die Interessen Einzelner und der Parteien", sagte der Chef der nationalistischen Partei Debout la France, der in der ersten Wahlrunde mit 4,7 Prozent der Stimmen auf dem sechsten Platz gelandet war.

In Le Pens Abkommen mit Dupont-Aignan steht, dass der Euro-Ausstieg in der Wirtschaftspolitik keine "Vorbedingung" sei, also nicht die oberste Priorität. Die Front-National-Chefin verspricht ihren Wählern seit Jahren, zum Franc als nationale Währung zurückzukehren. Für französische Unternehmen soll es aber weiterhin möglich sein, in einer Gemeinschaftswährung zu handeln.

Wiedereinführung des Franc?

Am Montag ruderte Le Pen schon wieder etwas zurück: Der Euro-Ausstieg sei weiterhin ihr Ziel, sagte sie im Sender Europe 1. Auch Le Pens Wahlkampfstratege Florian Philippot sagte im Sender France Inter, ein Jahr nach einem Wahlsieg Le Pens würden die Franzosen ihr Baguette "sehr wahrscheinlich" wieder in Franc bezahlen. Le Pen bekräftigte aber, dass in der Wirtschaftspolitik "viele Maßnahmen" ergriffen werden könnten, "die nicht mit der Währung zusammenhängen".

Mit ihrer Abkehr vom Euro-Ausstieg versucht Le Pen offenbar auf die vielen Franzosen zuzugehen, die zwar EU-kritisch, aber nicht Euro-feindlich sind. Bei einer Umfrage Ende März gaben nur 28 Prozent der Befragten an, zum Franc zurückkehren zu wollen. Bei Pensionisten und über 65-Jährigen – für die Rechtspopulistin eine wichtige Wählergruppe – waren sogar nur 15 Prozent dafür.

Der scheidende Staatschef Francois Hollande warf Le Pen vor, ihr Ziel eines EU-Austritts "zu verschleiern". Jede Stimme für Macron sei eine Stimme, die "die extreme Rechte verhindert", sagte Hollande beim EU-Gipfel in Brüssel.

Auch die französischen Gewerkschaften warben bei ihren Kundgebungen zum 1. Mai für eine "republikanische Front" gegen Le Pen. In Paris gab es neben Demonstrationen gegen Le Pen aber auch einen Protestmarsch gegen beide Kandidaten. (APA, 1.5.2017)