Washington– US-Präsident Donald Trump vermisst nach rund 100 Tagen im Amt seinen alten Job. "Ich habe mein früheres Leben geliebt", sagt der ehemalige Immobilienunternehmer, der auch seine eigene TV-Sendung "The Apprentice" hatte, am Donnerstag in einem Reuters-Interview. "Ich habe so viele verschiedene Dinge gemacht." Er arbeite als Präsident mehr als früher. "Ich dachte, es wäre leichter", zieht er Zwischenbilanz.

Die symbolische 100-Tage-Schwelle sei zwar ein falscher Beurteilungsmaßstab, aber: "Wir schaffen eine Menge", sagte Trump. Am Samstag ist Trump 100 Tage Präsident.

Besuch bei der NRA

Als erster US-Präsident seit Ronald Reagan vor 35 Jahren besuchte Trump am Freitag die Jahresversammlung der mächtigen Waffenlobby National Rifle Association (NRA). "Ihr habt einen wahren Freund im Weißen Haus", rief er den Anwesenden zu. "Ihr habt mich unterstützt, ich werde euch unterstützen." Die NRA hatte im vergangenen Jahr zur Wahl Trumps aufgerufen. Er werde "die Freiheiten der Amerikaner" beschützen, sagte er am Freitag in Atlanta.

Trump, der bereits über die Zeit vor seiner politischen Karriere gesagt hatte, kein Privatleben zu haben, zeigte sich überrascht, wie wenig privaten Spielraum das Amt an der Spitze der USA lässt. Er müsse sich immer noch an seinen ständigen Personenschutz und andere Einschränkungen gewöhnen. "Du lebst wirklich in deinem eigenen kleinen Kokon. Die Sicherheitsmaßnahmen sind so massiv, dass du wirklich nirgendwo hingehen kannst." Wenn er das Weiße Haus verlässt, wird er in einem SUV oder einer Limousine gefahren. Er vermisse es, selbst hinter dem Steuer zu sitzen. "Ich fahre gern", sagt der Präsident. "Jetzt kann ich nicht mehr selbst fahren."

Trump hält Kontakt zu Freunden und Geschäftspartnern

Allerdings sind auch viele Dinge im Leben des 70-Jährigen, der im 26. Stock seines New Yorker Trump Towers in unermüdlichen Telefonaten sein Imperium leitete, gleich geblieben. Oft fahre er zu Treffen mit Freunden oder früheren Geschäftspartnern, um Rat zu suchen und Kraft aus den Begegnungen zu schöpfen. Seine politischen Berater hätten gelernt, das zu akzeptieren.

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Donald Trump beim Interview.
Foto: REUTERS/Carlos Barria

Immer noch geht dem Präsidenten der Wahlkampf durch den Kopf, in dem er seine demokratische Kontrahentin Hillary Clinton schlug. "Hier, ihr könnt das nehmen, das ist die Landkarte mit der endgültigen Auszählung", sagt Trump. Er reicht Karten der USA über den Schreibtisch des Oval Office. Die Regionen, in denen seine Republikaner gesiegt haben, sind rot gefärbt. "Das ist wirklich gut, nicht wahr?", sagt Trump. "Das Rote, das sind wir." Für jeden der drei Reuters-Reporter liegen Fotokopien der Karten bereit.

Trumps Verhältnis zu den Medien ist angespannt. Schon während des Wahlkampfes geriet er mit vielen Medien aneinander. Weil er sich ungerecht behandelt fühlt, hat er seine Teilnahme am traditionellen Jahresessen der White-House-Korrespondenten diesen Samstag abgesagt. "Aber ich würde nächstes Jahr kommen, absolut", sagt der Präsident. Jeff Mason, einer der drei Reuters-Interviewer, ist der Vorsitzende der White-House-Korrespondenten. (Reuters, Stephen Adler, Jeff Mason, Steve Holland, 28.4.2017)