Industriesiedlung Las Raffan (Erdgas) in Katar, fotografiert 2010 von Gregor Sailer. Zu sehen derzeit in der Schau "Closed Cities" im Bildraum Bodensee in Bregenz.

Foto: Bildrecht Wien

Bregenz – Wenn es sich beim Ort, an dem Gregor Sailer seine Fotoserie Closed Cities ausstellt, um ein Gebäude am frühlingshaft beschaulichen Bodensee handelt, ist der Kontrast zwischen dem, was das Auge beim Blick durch die Fenster wahrnimmt, und dem, was sich auf den großformatigen Fotografien mitsamt ihrer eindrucksvollen Ästhetik sehen und erahnen lässt, nahezu schmerzhaft.

Von 2009 bis 2012 bereiste Sailer mit seiner analogen Kameraausrüstung verschiedene Ziele auf verschiedenen Kontinenten. Die Siedlungen, denen das Interesse des 1980 geborenen Tirolers dabei galt, sind nicht nur geografisch abgeschieden, sondern unterliegen auch strengen Zugangsbeschränkungen.

Vielfach handelt es sich um Stätten der Rohstoffgewinnung: Das Vorhandensein von Gas, Öl, Kupfer und Diamanten erfordert dort die Anwesenheit tausender Menschen. Im Bild zu sehen ist kein einziger. Manche Orte sind nicht mehr bewohnt, wenn auch nach wie vor bearbeitet: Chuquicamata in der chilenischen Wüste, wo seit 1915 in enormen Dimensionen Erz gewonnen wird, ist inzwischen nur noch Bergwerk – von obsoleter urbaner Infrastruktur zeugt das Bild Theatre I.

Extreme Rahmenbedingungen

Auf ganz andere Art abgeschottet sind Flüchtlingslager in der Westsahara, diametral entgegengesetzt die Reichensiedlung Nordelta bei Buenos Aires. Letztere dokumentierte Sailer im Licht der Dämmerung, oft allerdings fielen künstlerische Entscheidungen extremen Rahmenbedingungen zum Opfer, manchmal auch der Zensur.

Umständlich die Vorbereitung, riskant die Durchführung: Davon zeugt dokumentarisches Material in einer Vitrine – Korrespondenzen, Ausweise, Sonderbewilligungen für jedes einzelne Gerät. Beklemmende Tagebuchaufzeichnungen und Reisenotizen wie: "Das Equipment fror innerhalb 1 Minute ein."

Das könnte der Fall gewesen sein in Sibirien. Drangeblieben ist der Architektur- und Landschaftsfotograf aber auch dort: Für die aus dem heutigen Untertagebergwerk Mir im russischen Jakutien stammende, mit Maßen von 160 x 200 cm in der Bregenzer Präsentation größte Arbeit Mirny I erhielt Gregor Sailer 2016 den St.-Leopold-Friedenspreis für humanitäres Engagement in der Kunst. (Petra Nachbaur, 28.4.2017)