Frankfurt/Schwechat/Rom – Die AUA-Konzernmutter Lufthansa hat einen überraschend guten Start ins Jahr geschafft. Das lag allerdings nicht an dem stark ausgeweiteten Flugangebot, sondern an deutlich niedrigeren Kosten und zusätzlichem Geschäft bei den Servicetöchtern für Wartung und Fracht.
Erstmals seit dem Boom-Jahr 2008 legte der DAX-Konzern am Donnerstag für das regelmäßig reiseschwache erste Quartal mit 25 Millionen Euro einen operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) vor. Vor einem Jahr hatte er bei dieser Kennzahl noch 53 Millionen Euro Verlust ausgewiesen.
Ihren Umsatz steigerte die Lufthansa deutlich um 11,2 Prozent auf 7,7 Milliarden Euro – unter anderem mit zusätzlichen Fliegern, die stufenweise von der Air Berlin dazu gemietet wurden. Auch die nunmehr vollständig übernommene Gesellschaft Brussels Airlines wurde erstmals voll mitgezählt, so dass das Flugangebot um 12,5 Prozent zulegte.
Die Integration der Air-Berlin-Maschinen samt Besatzungen habe bestens geklappt, berichtete Finanzvorstand Ulrik Svensson. Angesprochen auf die mögliche Übernahme weiterer Unternehmensteile des schwer kriselnden Konkurrenten, verwies der Manager erneut auf mögliche Kartellprobleme, die hohe Schuldenlast und die ungünstige Kostenstruktur bei den Berlinern. Dies seien hohe Hürden.
Keine Alitalia-Übernahme
Kein Interesse zeigt die Lufthansa an einer Übernahme der vor der Insolvenz stehenden Gesellschaft Alitalia, für die der italienische Staat um Käufer wirbt. "Wir sind nicht da, um Alitalia zu kaufen", sagte Svensson in einer Telefonkonferenz.
Im abgelaufenen Quartal führte letztlich ein deutlich schlechteres Finanzergebnis unter dem Strich dazu, dass sich der Verlust im Jahresvergleich von 8 Millionen auf 68 Millionen Euro vergrößerte. Hier geht es vor allem um die Bewertung von Finanzmarkt-Instrumenten.
Die Verbesserungen im operativen Geschäft verdankt der Konzern vor allem seinen Töchtern Lufthansa Cargo und Lufthansa Technik. Der zuletzt verlustreichen Frachtsparte gelang im Startquartal ein Betriebsgewinn von 33 Millionen Euro – nach einem Minus von 19 Millionen ein Jahr zuvor. Die Wartungstochter steigerte ihren operativen Gewinn um mehr als die Hälfte auf 137 Millionen Euro.
Im Passagiergeschäft ging es hingegen trotz zuletzt leicht steigender Ticketerlöse abwärts. Die Netzwerk-Airlines des Konzerns – Lufthansa, Swiss und Austrian – sackten im laufenden Geschäft mit 40 Millionen Euro in die roten Zahlen, nachdem ein Jahr zuvor noch fast so viel an Gewinn gestanden hatte. Nur die Schweizer Tochter Swiss schrieb erneut schwarze Zahlen. Bei den "Punkt-zu-Punkt"-Airlines Eurowings und Brussels vergrößerte sich das Minus um 7 Prozent auf 132 Millionen Euro. Svensson kündigte weitere Kosteneinsparungen an.
AUA mit Verlust
Bei der österreichischen Lufthansa-Tochter AUA war im ersten Quartal 2017 der Betriebsverlust (EBIT bereinigt um Bewertungsgewinne, vor Zinsen und Steuern) mit 59 Millionen Euro aber fast doppelt so hoch wie im ersten Quartal vor einem Jahr.
Das lag nach AUA-Angaben im wesentlichen daran, dass Anfang vorigen Jahres mit dem Flughafen Wien-Schwechat ein neuer, billigerer Mietvertrag abgeschlossen worden war. Das brachte damals für die Quartalsbilanz einen positiven Einmaleffekt in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe. So einen Einmaleffekt gab es heuer nicht.
Den Umsatz hat die AUA in den ersten drei Monaten um 10 Prozent auf 440 Millionen Euro angehoben. Es wurden um 7 Prozent mehr Passagiere befördert. Die Fluggesellschaft beschäftigt auch 7 Prozent mehr Mitarbeiter als voriges Jahr um diese Zeit.
Für 2017 erwartet die Lufthansa konzternweit unverändert einen leichten Rückgang beim operativen Gewinn, der im Vorjahr 1,75 Milliarden Euro betrug. Hierzu dürfte auch das teurere Kerosin beitragen. Einschließlich Brussels Airlines rechnet Svensson nun mit Treibstoffkosten von 5,4 Milliarden Euro, rund 500 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. (APA, Reuters, 27.4.2017)