Die heimische Kreativwirtschaft blüht und gedeiht. Zu diesem Schluss kommt der aktuelle Kreativwirtschaftsbericht, der sich die Branche vor allem unter dem Gesichtspunkt Innovation und Crossover-Effekte auf die gesamte Volkswirtschaft angeschaut hat. Fazit ist: "In Zukunft gibt es keine Wirtschaft ohne Kreativwirtschaft", so Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) bei der Präsentation am Mittwoch.

Die Analysten beeindruckt haben die Kreativen nicht nur mit ihren Umsatzerlösen von 21,6 Milliarden Euro, sondern vor allem durch ihr stetes Wachstum, das sich überwiegend in mehr Arbeitsplätzen niederschlägt, sowie durch ihre "transformative Kraft" auf andere Branchen. "Die kreativen Unternehmen innovieren selbst, sie fragen aber auch Innovation an, sorgen bei Ihren Kunden dafür und sind häufig die ersten, die Innovation anwenden", betonte Studienautor Peter Voithofer von der KMU-Forschung Austria. Fast die Hälfte aller Kreativunternehmen arbeiten zudem in Kooperationen – sind also auch "Vorreiter in neuen Formen der Zusammenarbeit."

42.241 Unternehmen

Insgesamt zählt man 42.241 Unternehmen in der Branche – das ist ein gesamtwirtschaftlicher Anteil von 10,8 Prozent – mit 152.377 Beschäftigten. Sämtliche Kennzahlen sind in den vergangenen Jahren – und auch in Krisenzeiten – zumindest doppelt so stark gewachsen wie die Gesamtwirtschaft durchschnittlich. Am umsatzstärksten innerhalb der Branche sind die Bereiche Software und Games mit 6,23 Milliarden Euro Umsatz. "In diesem Feld gibt es in Österreich ganz interessante Player mit internationaler Sichtbarkeit", so Mahrer. Die "Gamification" werde man in Zukunft nicht nur mit Unterhaltungsformaten in Verbindung bringen, sondern digitale spielerische Zugänge würden auch für den Bildungsbereich immer wichtiger.

Für den Bericht hat man aber nicht nur die Branche selbst erfasst, sondern versucht, "zum ersten Mal eine volkswirtschaftliche Analyse" zu liefern, wie Herwig Schneider vom Industriewissenschaftlichen Institut (IWI) erklärte. "Wir wollten das ganze Wertschöpfungssystem kennenlernen." Dabei habe sich eine starke Verflechtung der Kreativwirtschaft mit anderen Branchen gezeigt, insbesondere weil die Importquote gering ist (84,3 Prozent der Vorleistungen bezieht die Branche aus Österreich) und die Leistungen der Unternehmen wiederum stark in die Wirtschaft zurückfließen – "und dort ganze Systeme wettbewerbsfähig machen".

Effekte auf Wertschöpfung und Beschäftigung

Neben den direkten Effekten hat man deshalb auch indirekte sowie induzierte Effekte auf Wertschöpfung und Beschäftigung berechnet. In Summe steigert sich die Wertschöpfung damit von 10,64 Milliarden auf 18,74 Milliarden Euro und die Beschäftigung auf 303.114 Arbeitsplätze. "Das bedeutet, dass drei Arbeitsplätze in der Kreativwirtschaft zwei weitere in der restlichen Wirtschaft absichern", so Schneider.

Auf der Österreich-Karte ist Wien zwar mit 41 Prozent der Kreativunternehmen der Hotspot der Branche, eine starke Entwicklung verzeichnen aber auch Kärnten und Oberösterreich, wie Wirtschaftskammer-Vizepräsidentin Martha Schultz betonte. "Die Entwicklung geht bis in die Dörfer." Unter den Maßnahmen, mit denen die Entwicklung weiter unterstützt werden soll, zählt deshalb nicht zuletzt "Hochleistungsinternet bis in die kleinste Region", so Mahrer. Weiters wird das Budget für die Kreativwirtschaftsschecks, die Kooperationen zwischen KMU und Kreativen fördern, um 500.000 Euro auf 1,5 Millionen Euro angehoben.

Vor allem aber urgieren Wirtschaftsvertreter und Mahrer "eine Modernisierung des Arbeitsrechts", dies sei auch eine der wichtigsten Forderungen aus der Kreativbranche. "Der Geistesblitz kommt nicht nur zwischen neun und 17 Uhr", so Voithofer. Und dass Kooperationen etwa mit japanischen Partnern Sitzungen erfordern, "wo entweder beim einen oder anderen eigentlich Nacht ist", müsse auch jenen Arbeitnehmervertretern klar werden, "die in der gedanklichen Steinzeit" unterwegs sind, betonte Mahrer. (APA, 26.4. 2017)