Peter Schröcksnadel hat immer noch Reformwillen.

Foto: APA/Groder

Sepp Brunner war zuvor 13 Jahre lang Trainer bei Swiss Ski von Slalom bis Abfahrt (Herren).

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Der ÖSV: Andreas Puelacher (Sportlicher Leiter ÖSV Ski Alpin Herren), Hans Pum (ÖSV Sportdirektor), Peter Schröcksnadel (ÖSV Präsident), Jürgen Kriechbaum (Sportlicher Leiter ÖSV Ski Alpin Damen), Christian Greber (Sportlicher Leiter ÖSV Ski Alpin Nachwuchs).

Innsbruck – Der Österreichische Skiverband (ÖSV) hat auf die Probleme der vergangenen Saisonen reagiert und krempelt die Trainingsstruktur im Alpinbereich künftig radikal um. Künftig wird verstärkt in mehr und kleineren Gruppen trainiert, um die Läufer und Läuferinnen noch individueller betreuen zu können. Prominentester Trainerneuzugang ist Sepp Brunner als Abfahrtschef der Herren statt Florian Winkler.

Österreich ist zwar seit Jahrzehnten Alpinski-Nation Nummer eins, abseits der Erfolge des sechsfachen Weltcup-Gesamtsiegers Marcel Hirscher haben sich zuletzt aber auch viele "Baustellen" eingeschlichen. Wie etwa die Herren-Abfahrt, bei den Damen ging vergangenen Winter erstmals seit langem die Nationenwertung verloren.

Gründe wie Verletzungen und Rücktritte sind Verbandspräsident Peter Schröcksnadel zu wenig. Vielmehr verwies der ehrgeizige Tiroler auf die zunehmenden Erfolge von kleineren Nationen oder individuell trainierenden Konkurrenten.

Steigende Erwartungen

Darauf hat nun auch der große ÖSV reagiert. Die Zahl der betreuten Läufer wurde ebenso aufgestockt wie jene der Coaches und Trainingsgruppen. Künftig werden im ÖSV also in 18 – deutlich kleineren – Gruppen vom Weltcup bis zum Nachwuchs 108 Aktive von 68 Trainern und Betreuern trainiert. Im Weltcupbereich lautet das Verhältnis künftig 80 zu 60. Dazu kommen 28 Verbands-Serviceleute aus dem Bereich von Toni Giger.

"Damit nutzen wir die Stärken eines großen Verbandes, trainieren aber trotzdem sehr individuell", strich ÖSV-Sportdirektor Hans Pum bei der Präsentation am Mittwoch an der Innsbrucker Bergisel-Schanze heraus. Mehr als eine Million Euro nimmt der ÖSV für die Neuausrichtung in die Hand. Schröcksnadel machte kein Hehl daraus, dass er sich davon auch viel erwartet.

"Wir haben reagiert und stellen diese neue Struktur zur Verfügung. Jetzt gibt es keine Ausreden mehr", stellte der Verbandschef seinen Aktiven die Rute ins Fenster. "Es gilt das Leistungsprinzip. Schauen wir mal, wie fleißig sie sind. Wenn sie aber nicht gut fahren, denken wir auch über Kostenbeteiligungen nach."

Eigenverantwortung

Die Vorteile der kleineren Gruppen lägen auf der Hand, ist Schröcksnadel überzeugt. "Läuft es bei einem Fahrer nicht, kann er individuell trainieren, bis das Problem behoben ist." Dazu komme mehr Transparenz. "Fehlentwicklungen sind künftig schneller erkennbar, Coaches können zudem nun wieder echte Bezugspersonen werden." Jede Gruppe ist künftig für sich selbst verantwortlich. Damit stehen auch die Gruppen- und Spartentrainer noch mehr in der Eigenverantwortung.

Schröcksnadel war zuletzt mit den Einstellungen einiger Läufer aber auch Trainer nicht mehr zufrieden gewesen. Eine spezielle "Baustelle" ist seit längerem der Herren-Abfahrtsbereich, im jüngsten WM-Winter gab es nur zwei Siege. Während Andreas Puelacher (Herren) und Jürgen Kriechbaum (Damen) Rennsportleiter bleiben, ist der Steirer Josef Brunner deshalb nun neuer Abfahrts-Cheftrainer.

Die Ideallösung

Der Steirer war nach 20 höchst erfolgreichen Jahren bei Swiss Ski vergangenen März etwas unerwartet joblos geworden. Vom "Schlag ins Gesicht" (Brunner) profitierte der ÖSV. "Wir wollten ihn schon lange, werben aber niemand ab. Das jetzt hat uns natürlich in die Hände gespielt", sprach Schröcksnadel von einer Ideallösung.

Brunner ist seit über 30 Jahren Skitrainer, in der Schweiz hat er Sonja Nef zur Riesentorlauf-Weltmeisterin gecoacht und war danach auch hauptverantwortlich für die Riesenerfolge eines Carlo Janka oder von Abfahrtsweltmeister Beat Feuz.

Auch Brunner soll die neuen ÖSV-Strukturen nun in Erfolge ummünzen. "Wir haben immer versucht, die Rahmenbedingungen für unsere Sportler zu optimieren", sagte Pum. "Der Skisport hat sich aber enorm entwickelt und ist sehr komplex geworden. Wir haben hohe Ansprüche, deshalb haben wir heuer auch an größeren Schrauben gedreht und auch den Nachwuchs und damit die Basis gestärkt." Diesen Bereich leitet nach wie vor Ex-Rennläufer Christian Greber.

Am Donnerstag bei der Sportwartetagung in Seekirchen wird die neue Alpin-Struktur des ÖSV unter anderem mit Namen "befüllt". Danach wird man dort auch Namen wie Georg Streitberger als Nachwuchscoach finden.

"Der Erfolgshunger unseres Präsidenten treibt uns immer an", sagte Pum. Er sei überzeugt: "Wir sind gerüstet für die neue Saison und künftige Erfolge." (APA, 26.4.2017)