Oslo – Das Abschmelzen der arktischen Eismassen könnte nach Einschätzung von Klimaexperten bis Ende dieses Jahrhunderts wirtschaftliche Schäden in Höhe von bis zu 90 Billionen Dollar (83 Billionen Euro) nach sich ziehen. Vorteile der Erwärmung, die sich etwa aus neuen Schifffahrtsrouten und leichterem Zugang zu Öl- und Gaslagern ergäben, könnten dies nicht ausgleichen, heißt es in einer Studie.

Schon jetzt schmelze der Permafrost unter Straßen und Gebäuden von Sibirien bis Alaska, heißt es in der Studie von 90 Wissenschaftern. Zu den sichtbaren Folgen gehörten Erdrutsche am russischen Erdgasfeld Bowanenkowo sowie die Überschwemmung der Straßen zu den Ölfeldern im Norden Alaskas.

Beschleunigter Prozess

"Die Arktis erwärmt sich schneller als jede andere Region der Erde", warnen die Wissenschafter. Mit dem Rückgang von Schnee und Eis, die bisher einen großen Teil des Sonnenlichts reflektierten, werde immer mehr dunklere Erde und Meerwasser freigelegt. Dort wiederum werde die Wärme der Sonnenstrahlen besser aufgenommen.

Der Prozess gehe schneller vonstatten, als man dies bei der letzten Studie 2011 noch eingeschätzt habe, sagte Forschungsgruppenleiter Lars-Otto Reiersen, Vorsitzender des Arctic Monitoring and Assessment Program. Vor allem der Mensch sei für den steigenden Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen verantwortlich. Deshalb müssten unbedingt Gegenmaßnahmen umgesetzt werden, wie sie im Pariser Klimaabkommen vereinbart seien.

Treffen am 11. Mai

Die Studie wurde im Auftrag des Arktischen Rats erstellt. Die Außenminister der acht Mitgliedsstaaten – die USA, Russland, Kanada, Schweden, Dänemark, Norwegen, Finnland und Island – sollen sich am 11. Mai in Fairbanks in Alaska treffen. US-Präsident Donald Trump bezeichnete im Wahlkampf den Klimawandel als Schwindel. (APA, red, 2.5.2017)