Niederösterreich ist besonders. Nicht nur, dass das Land uns große Töchter (wie Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner) und Söhne (wie Exlandeschef Erwin Pröll) beschert; nein, da geht viel mehr. Mag sein, dass die Landtagsparteien Schwarz, Rot, Team Stronach, Blau und Grün im Alltag aneinandergeraten – gebetet wird dann aber gemeinsam.
So wie unlängst, bei der vom Klosterneuburger Abt vor der Angelobung Mikl-Leitners in der Landhauskapelle zelebrierten Messe. Traditionsgemäß bereitet der Abt die Fürbitten vor, gemäß Vorgabe der Landtagsdirektion beginnt die stärkste Fraktion (ÖVP) mit dem Vortragen, die schwächste (Grüne) betet zuletzt. Und diesmal? Diesmal gab es Alleingänge.
Die FPÖ trug kurzerhand die für die Grünen gedachte Jenseits-Fürbitte vor ("Um ein gnädiges Gericht für die Brüder und Schwestern, die uns im Glauben vorausgegangen sind"), ihre eigene ließ sie rechts liegen. Die Grünen nämlich hatten ihre eigene Fürbitte getextet ("Für alle Schwestern und Brüder, die sich um Respekt und Dialog zwischen den Kulturen und Religionen bemühen").
Und die mächtigen Schwarzen? Baten sie "Für die Machthaber in Staat und Gesellschaft: dass sie dem Wohle der Menschen dienen"? Nein, auch sie wichen vom vorgeschriebenen Weg ab – und ersetzten die "Machthaber" durch "Verantwortungsträger".
Oh my lord. Wenn das kein Signal für eine Zeitenwende ist. (Renate Graber, 25.4.2017)