Modebloggerin Kristina Bazan im nicht ganz billigen T-Shirt von Dior mit Feminismus-Statement.

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Trends können ganz schön nerven. Insbesondere jene, die schon lange vor den Massen wussten, dass Hosen bis zum Bauchnabel so lässig wie praktisch, oder Klettverschlüsse an Sneakers das Nonplusultra sind. Die Modewelt gibt sich auch längst nicht mehr mit Dos und Don'ts für Klamotten zufrieden – auch politischen Haltungen verleiht sie beizeiten ein Lässigkeitslabel. Dem Feminismus nun schon seit einigen Jahren – und mindestens genauso lange fragen sich Feministinnen, die schon welche waren, bevor es cool war, was davon zu halten ist.

Vor kurzem erschien etwa Andi Zeislers "We Were Feminists Once" auf Deutsch. Darin beschäftigt sie sich mit einer Kommerzialisierung feministischer Ideen und deren Folgen. Ein neoliberaler Feminismus sei so eine Konsequenz, schreibt Zeisler, der die Forderungen nach Selbstermächtigung vor allem in Empowerment zum Konsum und Selbstoptimierung übersetzt. Entsolidarisiert und entpolitisiert – so stelle sich die Bewegung folglich als "Marketplace Feminism" dar. Das ist berechtigte und bekannte Kritik, wie sie auch der marxistische Feminismus äußert. Er verlangt mehr als einen "Fensterplatz erste Klasse" für einige wenige privilegierte Frauen, wie es etwa die Philosophin Frigga Haug treffend formuliert.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch eine Kritik an der Dauerpräsenz von Feminismus, die wenig glaubwürdig ist. Sie klingt etwas beleidigt darüber, dass einem das Feld der feministischen Themenerkundung nicht mehr allein gehört – dabei wisse man selber am besten über die wahre politische Dimension Bescheid. Zu oberflächlich, zu gefällig oder zu sehr an den "wahren" Problemen vorbei, so lauten einige Einwände.

Selbstwiderspruch ohne Ende

Verschiedenste AutorInnen, aktuell gehäuft in der "Zeit", zeigen sich besorgt über Entwicklungen, die dem Feminismus seine politische Schlagkraft kosten könnten. "Unerträglich" wollte der Feminismus einst sein, stand dort vor kurzem unter dem Titel "No Feminists" zu lesen. Und jetzt verkauft Dior Shirts um 550 Euro mit einem Zitat der Autorin Chimamanda Ngozi Adichie, "WE SHOULD ALL BE FEMINISTS", darauf. Und die Modezeitschrift "Elle" befindet: "ein Shirt, das alle Modefrauen tragen sollten".

Die Autorin hat recht, "unerträglich" fanden feministische Ambitionen tatsächlich viele, sogar in genau demselben Blatt, in dem nun deren inhaltliche Aushöhlung durch Oberflächlichkeit beweint wird. "Unerträglich", "Überflüssig" ja – sogar "antidemokratisch" (wenn es z. B. um Quotenregelungen ging), so redete man einer konservativ-bildungsbürgerlichen Peter Sloterdijk liebenden LeserInnenschaft oft und gern das Wort. Zwischendurch war der Feminismus dann auch daran schuld, dass noch immer keine Gleichberechtigung herrscht, gleichzeitig wurde er x-mal als hinfällig bezeichnet. Und als ob man sich noch nicht genug selbst widersprochen hätte, trauert man nun also einer feministischen Ernsthaftigkeit und Wahrhaftigkeit nach, die gern als "verbissen" diskreditiert wurde. Wie frau es macht, macht sie es falsch.

Solcherart Besorgnisbekundungen über die Mainstreamisierung des Feminismus ernst zu nehmen fällt schwer. Naher liegt da schon die Vermutung, dass da manche die Feminismus-Welle reiten, um sie vielleicht schon bald als peinliche Gesinnungsmode abzutun. So gesehen sind die Sorgen über diesen Trend von Feministinnen, die welche waren, bevor er cool war, und auch welche sein werden, wenn er längst nicht mehr cool ist, durchaus ernst zu nehmen. Denn sie werden für ihre Haltung auch noch dann einstehen, wenn sich damit nichts mehr verdienen lässt. (Beate Hausbichler, 26.4.2017)