Was sind eigentlich Fake News und wie erkennt man sie? Erklärt von Explain-it für den STANDARD.

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Wien/Menlo Park – Facebook und dort kursierende Falschinformationen stellen eine Gefahr für die Demokratie dar. Auch die Schwester von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, Randi Zuckerberg, gestand hier ein "großes Problem" ein. "Fake News sind viel populärer als reale Nachrichten", sagte Zuckerberg am Dienstag bei einer Podiumsdiskussion in Wien. Bei der Lösung gingen die Meinungen der Diskutanten aber auseinander.

Von Werbegeldern ausschließen

Zuckerberg sagte, es würden auf Facebook nicht mehr beide Seiten gehört, obwohl es das sei, was eine Demokratie ausmacht. Zuckerberg empfahl, Produzenten von Fake News von Werbegeldern auszuschließen und sowohl die Tech-Konzerne als auch die Nutzer in die Pflicht zu nehmen. Weiters müssten auch die Programmierer der Algorithmen sensibilisiert werden und ein Siegel für "guten Journalismus" eingeführt werden, wobei es natürlich heikel sei, wer entscheiden soll, was wahr und was falsch ist, schränkte die frühere Facebook-Managerin bei der Puls-4-Zukunftskonferenz "4GameChanger" ein.

Brodnig: Algorithmen stärken Populisten

Die Digital-Journalistin Ingrid Brodnig wies daraufhin, dass sich aus den Facebook-Algorithmen politische Konsequenzen ergeben. "Laute und extreme Stimmen werden sehr stark wahrgenommen", was Populisten zugutekomme, so Brodnig. Denn Facebook springe auf, wenn "jemand auf den Tisch haut", also viele Interaktionen generiert. "Katzen auf Skateboards sind das selbe Phänomen wie Trump." Brodnig plädierte dafür, dass unabhängige Wissenschafter Zugang zu den Nutzungsdaten bekommen, um das Phänomen zu messen, gleichzeitig forderte sie Medien und Journalisten auf, verstärkt fremden Nachrichtenquellen nachzurecherchieren.

Medienkompetenz und Chance für den Journalismus

"Das Problem ist nicht Facebook, sondern wie wir damit umgehen", sagte der Chef der "Neuen Zürcher Zeitung", der Österreicher Veit Dengler. Es gehe um Medienkompetenz und darüber hinaus. Ähnlich sah das Puls4-Chef Markus Breitenecker: "Es wird sich herumsprechen, dass auf Facebook viele Fake News sind." Dies sei eine Chance für den Journalismus.

Breitenecker und T-Mobile-Chef Andreas Bierwirth fühlten sich gegenüber Facebook und anderen Technologie-Konzernen aus den USA benachteiligt. Sie riefen nach einer Liberalisierung in Europa und einer Regulierung von Facebook. Breitenecker forderte sogar, die "Milliarden", die in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk "gepumpt" werden, in den Kampf gegen Facebook zu investieren. Eine Abfuhr dafür setzte es von Randi Zuckerberg: Es sei kein professionelles Auftreten, sich als Opfer zu verhalten.

Neben ein wenig innerösterreichischem Hickhack um die Presseförderung, den ORF und Werbung öffentlicher Stellen in Boulevardzeitungen lieferten sich "Kurier"-Chefredakteur Helmut Brandstätter und Ivan Rodionov von Russia Today beim "4GameChanger Festival 2017" eine hitzige Debatte um Journalismus und Propaganda. (APA, 25.4.2017)