Von einem ungeplanten Marathon in der schönsten Stadt der Welt, dem vorsatzlosen Laufen, einer unerwarteten Bestzeit, fehlerhaften Zeitnehmungsmatten und der kaufmännischen Notwendigkeit, mit Zahlen zu tricksen

Ehrenwort: Es war nicht geplant. Nicht einmal im Scherz hätte ich im Entferntesten gedacht, dass da eine PB, eine "persönliche Bestzeit", drin sein könnte. Und dass die unter einer für Hobbyläufer wie mich "magischen" Schwelle liegen könnte.

Denn hätte mir all das irgendwer vergangene Woche zugesagt, hätte ich ihn ausgelacht. Sogar am Sonntag noch – bis Kilometer 38: Sechs Tage nach Boston gleich noch einen Marathon ganz zu laufen war nie der Plan gewesen. Aber erstens kommt es anders – und zweitens als man denkt. Drittens war VCM: Vienna City Marathon.

Und ebendort dachte ich am Sonntag bei k38 nur, dass ich mich verrechnet hätte, meine Uhr kaputt sei oder sonstwas nicht stimmen: Ich war doch nur vor mich hin gelaufen.

Foto: Thomas Rottenberg

Der Reihe nach. Boston am Ostermontag war ein Traum gewesen – wenn auch zeitlich eine Enttäuschung. Der Lauf war für alle Läuferinnen und Läufer gleich heiß, gleich lang und gleich hügelig gewesen – aber ich war nicht gut damit zurecht gekommen. Trotz einer ersten Hälfte mit – am Papier – angezogener Handbremse hatte mich der Mann mit dem Hammer in den Hügeln eiskalt erwischt – und ich war froh, überhaupt durchgekommen zu sein. Trotzdem: Ein Traumlauf. Jederzeit wieder.

Am Sonntag drauf, diesen Sonntag, war dann VCM: Ich hatte mich im April des Vorjahres – aus Frust, da verletzungsbedingt nicht starten zu können – angemeldet. Und war außerdem für eine Bubenstaffel nominiert: Freunde lässt man nicht hängen. Nur deshalb dackelte ich Sonntagmorgen zur Reichsbrücke – und stellte mich in meinen Startblock.

Foto: Thomas Rottenberg

Ich stand in Block 1. Obwohl ich dort aufgrund meiner Leistungen nicht hingehöre. Bei der Startnummernabholung spielte ich aber das beliebte Spiel "ich will weiter vor", wurde von der Nummernausgabe zum Helpdesk geschickt und fing dort nach 20 Minuten in der Warteschlange eine vorbeieilende VCM-Mitarbeiterin. Ein treuherziger Augenaufschlag – und die Dame reichte mir ein "Block 1"-Pickerl. Ohne nachzufragen – oder Ergebnisse sehen zu wollen.

Ich hätte mich trotzdem in Block 2 gestellt – das besagen auch Zeiten, die ich sogar bei VCM-Events gelaufen bin. Doch auf meiner Staffel-Startnummer – die ich am nächsten Tag holte – stand "Block 1". Basierend auf den gleichen Anmeldedaten. Nach welchen Kriterien das "berechnet" wird muss ich ja nicht verstehen – aber ein langjähriger Marathonveranstalter wird schon wissen, was er tut. Ich stellte mich in die letzte Reihe – und überholte (erwartungsgemäß) dennoch ab der Startlinie Spaziergänger.

Foto: Thomas Rottenberg

Nicht überraschend: Beim VCM wird korrektes Starten traditionell bestraft: Auch wenn manche (nicht alle) Stewards kurz auf das kleine Block-Pickerl auf der Startnummer schauen, ist es damit spätestens 15 Minuten vor dem Start vorbei. Jeder geht dorthin, wo er (oder sie) grad lustig ist. Und es sind in der Regel nicht die disziplinierten, routinierten und sich selbst richtig einschätzenden Läufer, die sich vordrängen und dann in plaudernden Viererreihen lostraben – sondern die, die auch nicht nach einer Viererpace aussehen.

Anderswo – bei den meisten großen Läufen weltweit – gibt es hohe Zäune und/oder strenge Kontrollen am Weg zu den Blöcken. Und wessen Chip trotzdem im falschen Zeitfenster auslöst, wird disqualifiziert. Hart – aber gerecht.

Das funktioniert übrigens auch in Österreich – und der Event prosperiert dennoch: Der Österreichische Frauenlauf hat – ohne Zahlenspielerei – weit mehr Starterinnen, als der VCM am Haupttag. Aber dort fliegt, wer falsch startet.

Foto: Thomas Rottenberg

Mein Plan war simpel. Fast so simpel wie Emil Zatopeks Marathon-Taktik-Erklärung: "Es gibt einen Start und ein Ziel – dazwischen muss man laufen."

Ich bin kein Zatopek. Auch, weil ich nicht einmal wusste, was mein Ziel sein würde.

Klar, den ersten Teil der Staffel, würde ich irgendwie runterwuzzeln. "Wenn es dir gut geht, jogg' danach den Halbmarathon gemütlich fertig", hatte Harald Fritz tags zuvor gemeint. Mein Coach neigt dazu, mich aus Motivationsgründen anzustacheln. Diesmal war er aber eindeutig "konservativ" unterwegs.

Foto: Thomas Rottenberg

Mich juckte es: Und wenn es mir super geht? "Wenn es dir super geht und wirklich nix zwickt, mach halt einen entspannten Longjog draus. Hör auf, sobald es keinen Spaß mehr macht. Du musst nix beweisen." Wir flachsten ein bisserl herum – und blödelten bis zur Volldistanz-Option: "Als Trainer rate ich dringend davon ab. Aber als Sportler verstehe ich den Reiz. Doch: Du hast nicht dafür trainiert, Boston war tough. Und Back-to-Back war nie ein Thema."

Foto: Thomas Rottenberg

Noch vor einer Woche hätte ich mit "Back to back"-Marathon nichts anzufangen gewusst. Geschweige denn mir zwei Marathons in Folge zugetraut. Und als ich am Ostermontag diesen Herrn überholte, plauderten wir ein bisserl: Für die Nummer, im April fünf Marathons in Folge (inklusive zwei Transatlantikflügen) abzuspulen, hatte er sich etwa zwei Jahre vorbereitet. Training, Logistik, Zeitmanagment (und Finanzierung) für sowas sind ein richtig dickes Brett.

Da hörte ich den Begriff zum ersten Mal: "Back-to-back". Wow. Aber: Sicher nix für mich. Ich zog meinen Hut – und lief weiter.

Foto: Thomas Rottenberg

Zurück nach Wien: Sonntag war ein perfekter Lauftag. Eine Spur zu windig vielleicht, aber sonst so, wie ich es mag. Sonnig – aber nicht zu warm. Ich liebe es, in Wien zu laufen. Und ich finde es großartig, in einem Pulk zu sei, mit dem ich mitkomme, der mich aber doch fordert. Ein Feld, das nicht zu dicht aufgestellt ist, in dem man aber nie alleine ist – und das nicht ständig auf "Spaziergänger" aufläuft.

Foto: Thomas Rottenberg

Wie es 6:30er-Pace-und-darunter-Läufer – deren Leistung ich ansonsten absolut honoriere – vor mir auf die Reichsbrücke schaffen konnten, ist eines der VCM-Startblock-"Wunder". In der City waren die aber alle längst weg: Wir liefen alle schön flüssig. Ich war ja auch viel weiter vorne gestartet als sonst. Und erlebte noch etwas: Entlang der Strecke gab es sogar Publikum. Nicht so viel wie in echten Lauf-Metropolen – aber doch so, dass stellenweise der Anschein eines Volksfestes entstand.

Foto: Thomas Rottenberg

Die Staffelübergabe von A- auf B-Läufer findet bei k16 statt. Schönbrunn. Noch ein Vorteil des Starts vorne: Die B-Läufer sind da noch nicht so nervös, dass sie die nicht wirklich breite Strecke sukkzessive zum Flaschenhals machen: Man kommt gut vorbei – und findet einander rasch.

Unser B-Läufer, Dominik, lief heute seinen ersten "großen" Bewerb. Wir hatten vereinbart, eventuell ein Stück gemeinsam zu laufen. Der Stärkere des Tages als Traktor – und der Vernünftigere, wenn wir beiden zu lustig sein sollten, als Bremser.

Foto: Thomas Rottenberg

Denn der B-Teil ist "tricky": Er ist mit 5 Kilometern das kürzeste Segment. Die meisten Teams werfen hier also ihren schwächsten und unerfahrensten Läufer ins Rennen. Auch, weil es fast nur bergab geht: Die Mariahilfer Straße hinunter. Viele B-Läufer sprinten los – und gehen ein. Sprinten weiter, gehen wieder ein.

Für Halbmarathonis ist das wurscht, ein Spaß oder sogar motivierend – für Volldistanzläufer meist nervig. Insbesondere in der Mitte des Feldes: Auf der ohnehin viel zu engen und überfüllten Strecke dauert es im Mittelfeld oft bis zum Gürtel, bis sich homogene Gruppen bilden und aus Drängeln zügiges Laufen im guten Rhythmus wird. Dann macht es bei Schönbrunn "BUMM!" Und übermotivierte 5k-Staffel-Newbies torkeln einem unkoordiniert vor und zwischen den Beinen herum.

Foto: Thomas Rottenberg

Noch einmal Zahlenspiele: In Boston werden 27.000 Läufer über ein Zeitfenster von über zwei Stunden und nach belegten Tempi geordnet losgeschickt. Alle sind auf die gleiche Distanz eingestellt, teilen sich ihre Kräfte also ähnlich ein. In Wien starteten heuer bei der UNO-City 23.000 Menschen, (42 oder 21 Kilometer und die Staffel) in rund 45 Minuten. Mit ganz unterschiedlichen Zielen und alles andere als homogen aufgestellt. Der Kurs ist fast überall deutlich schmäler als in Boston. (Nebenbei: In Boston werden die Läufer von 9.000 Volunteers betreut. Ich erlebte nicht einzigen unfreundlichen, inkompetenten, Leute abschasselnden oder Läufer nicht anfeuernden oder gratulierenden Helfer. Wien? Ist anders.)

So schön die Strecke durch Wien auch ist: Das Gedränge schafft alle Jahre wieder die gleichen Probleme für "Normalos", die Masse des Fußvolkes. Das ist nicht neu – wird aber von denen, die es ändern könnten, ignoriert.

Foto: Thomas Rottenberg

Mit Gründen, die kaufmännisch zwingend und daher nahvollziehbar sind: Marathon lebt von Bildern. Von Massen, die die Stadt belaufen. Ihr ein modernes, internationales, sportliches Gesicht geben.

Wenn – wie bei "echten", großen Marathons – 25.000 oder mehr Läuferinnen und Läufer auf der Volldistanz unterwegs sind, macht das was her. Sogar dann, wenn die jubelnden Zuschauer nicht überall in Dreierreihen aufgefädelt sind.

Nur: In Wien steht auch das Publikum abseits der Schüsselstellen eher schütter – und nicht bis zum Schluss. Das zeigt sich spätestens dort, wo die Halbmarathonläufer (heuer 12.414 im Ziel) bei der Zweierlinie zum Ring weiterlaufen – und Staffel- und Volldistanzler auf die Zweierlinie abbiegen. Alserstraße? Friedensbrücke? Da steht leider wirklich kaum wer – und wir waren vorne.

Foto: Thomas Rottenberg

Sehr schnell schrumpft also die Veranstaltung, bei der "verpartnerte" und als Sponsoren an niedrigen Zahlen und Bildern von leeren Gehsteigen nicht interessierte Medien, brav und ohne zu hinterfragen die PR-Zahlen weiter geben, von der Rekordteilnehmerzahl von 43.000 Gemeldeten auf nicht einmal 10.000 Aktive (6.400 Marathonis, 3.500 Staffelläufer), auf der zweite Streckenhälfte.

Will ein Veranstalter Fülle & Freude zeigen, will er Bilder bieten, die für Touristiker, Live-TV und somit für Sponsoren und die Erlaubnis, die halbe Stadt verkehrszuberuhigen, unerlässlich sind, bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als das Volk "massiert" loszuschicken, Bewerbe zu mischen – und zu hoffen, dass bei einer Marathoni-Quote von 15 Prozent niemand nachfragt oder rechnet.

Foto: Thomas Rottenberg

Medienpartnerschaften sind da hilfreich: Dann fällt nämlich auch nur dem Gottseibeiuns der heimischen Lauffunktionärskaste, Willi Lilge vom "team 2012.at" auf, dass die estnischen Promi-Drillinge, die rund um den Event medial rauf und runter gespielt worden sind, in einer eigens und ausschließlich für sie geschaffenen Klasse den 10-K-Bewerb gelaufen waren. Was für eine Überraschung, dass sie diese Klasse gewannen – und dann ausführlichst zu ihrem Wien-Erfolg und der tollen Veranstaltung interviewt wurden.

Dass ihre Zeiten bei den gleichzeitig und auf der gleichen Strecke ausgetragenen österreichischen Staatsmeisterschaften nicht für Medaillen gereicht hätten? Eher wurscht: Die Damen haben für ihre Gage genau das getan, was sich der Veranstalter gewünscht hatte.

Foto: Screenshot Team www.team2012.at

Zurück zum Volkslauf. Abseits der alle Jahre ähnlichen Rundherum-Seltsamkeiten ist der Lauf an sich wirklich super. Eine wunderschöne Strecke durch die schönste Stadt der Welt. Und weil es so nett ist, hier zu laufen, begleitete ich Dominik auch auf der dritten Teil-Staffelstrecke.

Dritte? Ja. Aufgrund einer kurzfristigen Verletzung eines Teilnehmers, waren wir nur zu dritt. Beim Abholen der Startnummern hatten wir ausdrücklich nachgefragt, ob das eh ok sei – und hatten beim Helpdesk ein freundliches Lächeln mit auf den Weg bekommen: Das sei zwar nicht ganz vorgesehen – aber wenn wir es konditionell auf die Reihe bekämen, würde das kein Problem sein, erklärte man uns bei der Startnummernausgabe. Die vier Chips müssten nur im jeweils richtigen Staffel-Segment über die Messmatten gehen – und wenn ein Chip zusätzlich in einem anderen Segment dabei sei, ändere das nichts. Sicher? Sicher. Ganz sicher? Ja, ganz sicher.

Foto: Thomas Rottenberg

Dominik war also draußen – und ich noch gut drauf. Ich trabte weiter. Zügig, aber ohne Druck. Komfortpace. Darum wunderte ich mich nicht, als mir auf der Gegengeraden Christoph, unser D-Läufer entgegen flog. Christoph wollte flott laufen. Obwohl es ihm – wie er später sagte – gegenüber den Marathonläufern hin und wieder unangenehm war: Auch Christoph ist marathonerfahren. Dass es nicht jedem leiwand einfährt, mit 35 Kilometern in den Beinen, kämpfend um überhaupt ins Ziel zu kommen, links und rechts von frischen, ausgeruhten Schlussläufern überholt zu werden, kann er nachvollziehen.

Andererseits ist das halt Teil des Spiels in Wien: Ein mindestens fünf Stunden offenes Ziel vor dem Burgtheater, durch das nur 6.000 müde Marathonläufer tröpfeln, ohne dass 3.500 Staffel- und 12.500 Halbmarathonteilnehmer das Bild auffetten, hieße besser "1.000 Jahre Einsamkeit" als "Theater der Emotionen". Aber das hatten wir schon.

Foto: Thomas Rottenberg

Ich lief, ohne mir Gedanken über das An-, oder Durchkommen zu machen: Ich traf Freunde und Bekannte, quatschte, blödelte – und lief. Bei k37 wurde es kurzfristig zaach: Die Strecke ist hier fad, weit und breit war niemand zum Plaudern – und nach 37 Kilometern ohne Pause ist auch Spazierengehen anstrengend.

Nur: Würden Sie bei k37,5 sagen "ok, auf die letzten 5 Kilometer pfeife ich"? Eher nein: Im schlimmsten Fall, dachte ich hier, würde ich nun ins Ziel gehen. Mal sehen, wie lange ich da wohl brauchen würde: Zum ersten Mal (einzige Ausnahme: an der Halbmarathonmarkierung) schaltete ich meine Uhr von "Pace des aktuellen Kilometers" auf "Gesamtzeit" – und wäre fast gestolpert: Ich bräuchte ab hier nur noch locker zu traben und würde PB laufen. Kann nicht sein. Nochmal rechnen: Doch. Ist so. Aber: Wieso?

Foto: Thomas Rottenberg

Ganz ehrlich? Ich habe keine Ahnung, was ich da richtig gemacht habe. Ich habe nicht den blassesten Schimmer. Ich beschloss, mein Tempo halbwegs zu halten, mich zu freuen – aber auch nicht enttäuscht zu sein, wenn es mich auf den letzten Metern noch zerreißen würde. Bei k40 und k41 war mir dann klar, dass das nicht nur eine neue persönliche Bestzeit werden würde – sondern ich wohl auch unter 3:30 sein würde. Einfach so. Mit Boston in den Beinen. Ohne Druck, ohne Stress und ohne Ichwillichwillichwill im Kopf.

Foto: Thomas Rottenberg

Vielleicht war es ja genau das. Keine Ahnung. Geschenke muss man annehmen – erst recht, wenn man sie sich selbst macht: 3:28.02 stand auf der Garmin, als ich die Stopptaste drückte. Plusminus zwei oder drei Sekunden würde das wohl meine offizielle Nettozeit sein: Ich war im ersten Startblock hinten über die Startlinie gegangen – würde also rund eine Minute "besser" sein, als es die Frauen-Elite-Gesamtzeituhr über dem Zielbogen anzeigte. 3:27:59 wäre natürlich hübscher als 3:28:05 – aber in Wirklichkeit ist das egal.

Nur: Die Zeit kam nicht. Nicht am Sonntag. Nicht am Montag. Bis auf ein paar vereinzelte Matten hatte die Zeitnehmung meinen Chip komplett ignoriert. Auch bei unserer Staffel fehlten die relevanten Zeiten. Die Startzeit etwa. Meine Durchlaufzeiten. Und die von Dominik.

Ohne Startzeit gibt es nur Brutto-Zeiten. Also keinen Rang, keine Platzierung, keine Splits und keine Vergleiche. Immerhin: Wann Christoph ins Ziel kam, wissen wir. Auch, dass wir alles exakt so gemacht hatten, wie wir es bei der Startnummern- und Chipabholung eigens nachgefragt hatten.

Foto: Thomas Rottenberg

In der Nacht von Sonntag auf Montag verwandelte meine fehlende Zielzeit mein seltsam-halbleeres Datenblatt in DNF: "did not finish". Nett.

Und auch wenn ich kein Wettkampfathlet bin, sind offizielle Ergebnisse nicht ganz wurscht: Bei Läufen mit Quali-Zeiten ist Sub-3:30 oft eine relevante Schwelle. Auch, um von seriösen Veranstaltern in die passenden Startblöcke gereiht zu werden.

Darum hatte ich schon am Sonntag an alle im Web auffindbaren Mika-Timing-Adressen und über die Kontakformulare des VCM geschrieben. Einfach ist das nicht: Mika – und auch der VCM – verzichten auf ihren Ergebnisseiten auf das beim österreichischen Zeitnehmer "Pentek" selbstverständliche Feld, über das man mutmaßlich falsche Ergebnisse melden, hinterfragen und korrigieren lassen kann.

Dass Nachfragen oder Troubleshooting (es kann ja immer mal was daneben gehen) schlicht nicht vorgesehen ist, zeigte rasch: Bis Montagnacht reagierten weder Zeitnehmer noch Veranstalter. Montagabend rief ich dann den VCM-Pressesprecher, Andreas Maier, an. Maier bedauerte: Er sei kein Techniker. Aber dass es eher unwahrscheinlich sei, dass ich es von der 40-Kilometer-Marke nicht bis zum Zielschluss zur Ziellinie geschafft habe, gestand er mir ohne Fotobeweis zu: "Ich glaube, da wären Sie uns irgendwann aufgefallen."

Falls es jemand genau nachprüfen will: Hier der Strava-Track meines Laufes beim VCM.

Foto: Thomas Rottenberg

Nachtrag: Dienstagmittag meldete sich Maier dann noch einmal: Ein paar der fehlenden Zeiten habe man gefunden. Angeblich über das Extra-Auslesen meines Staffel-Zeitnehmungschips. Wieso das angeblich technisch Unmögliche (bei der Nummernabholung hatte man mir erklärt, dass das Zuordnen der Daten eines Chips zu mehreren Bewerben technisch nicht möglich sei und ich deshalb zwei Chips brauchen würde) plötzlich der Rettungsanker sei? Maier seufzte: "Ehrlich: keine Ahnung."

Ich bin da ganz bei ihm: Ich will ja nur laufen – und muss nicht alles verstehen. Und solange die Sache Spaß macht, ist das eigentlich auch gar nicht so wichtig.

(Thomas Rottenberg, 26.4.2017)

Mehr Bilder vom Vienna City Marathon gibt es auf Thomas Rottenbergs Facebook-Account zu sehen.


Weiterlesen:

Boston-Marathon: Legende, Leiden und Lachen