Bild nicht mehr verfügbar.

Bei den Luftangriffen in der Nähe der syrischen Stadt Malikiya wurden Fahrzeuge beschädigt.

Foto: REUTERS/Rodi Said

Bild nicht mehr verfügbar.

YPG-Kämpfer inspizieren die Schäden nach den Luftangriffen.

Foto: REUTERS/ Rodi Said

Bild nicht mehr verfügbar.

Am Dienstagvormittag wurde ein US-Berater eingeflogen ...

Foto: REUTERS/Rodi Said

Bild nicht mehr verfügbar.

... der in Begleitung von YPG-Offizieren die Bombenschäden inspizierte.

Foto: REUTERS/Rodi Said

Istanbul – Die türkische Luftwaffe hat in der Nacht auf Dienstag Stellungen von Kurdenmilizen in Syrien und dem Irak angegriffen und nach Militärangaben rund 70 Kämpfer getötet. Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) in Syrien sprachen zunächst von mindestens 20 Toten und erklärten, türkische Flugzeuge hätten in der Nähe der Grenzstadt Malikiya in Nordsyrien einen ihrer Stützpunkte angegriffen.

Der Angriff habe sich auf eine Basis gerichtet, die "Medien- und Kommunikationszentren und einige militärische Einrichtungen" beherberge. Dabei seien Kämpfer getötet und verletzt worden. Laut einem Livebericht des kurdischen Onlinemediums "Rudaw" wurde der Stützpunkt allerdings kurz vor den Luftangriffen evakuiert.

Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, bei den Toten handle es sich um Kämpfer und Medienvertreter der YPG. Nach Angaben des Leiters der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, war es der erste türkische Luftangriff in Syrien seit einer großangelegten Offensive im März. Die Angaben der in Großbritannien ansässigen oppositionsnahen Beobachtungsstelle sind von unabhängiger Seite nur schwer zu überprüfen.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan verteidigte die Angriffe. Die Türkei werde nicht zulassen, dass die Sinjar-Region zu einem Stützpunkt für Extremisten der PKK werde, sagte Erdoğan am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Die Militäraktionen würden so lange fortgesetzt, "bis der letzte Terrorist vernichtet ist".

Der türkischen Armee zufolge wolle man verhindern, dass die PKK Waffen und Sprengstoff für Anschläge in der Türkei über die Grenze schicke. Iraks Parlamentssprecher Aram Sheikh Mohammed verurteilte die Luftangriffe und forderte, den türkischen Botschafter ins Außenministerium zu bestellen.

Kritik aus den USA

Die Türkei hatte im August militärisch in den Syrien-Konflikt eingegriffen, um die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" zu bekämpfen und die YPG in Schach zu halten. Ankara stuft die YPG als "Terrororganisation" ein, weil sie als syrischer Ableger der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) gelten. Die türkischen Streitkräfte griffen in Syrien sowohl IS-Stellungen an als auch Stellungen der YPG und der von den USA unterstützten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), die von den YPG dominiert werden.

Erdoğan erklärte, Ankara habe seine Partner, die USA, Russland und auch die kurdische Regionalregierung in Erbil, vor den Angriffen informiert. Aus dem US-Außenministerium hieß es am Dienstag, man sei angesichts der türkischen Luftangriffe "sehr besorgt". Diese seien von der von den USA geführten Anti-IS-Koalition nicht bewilligt gewesen. Zudem seien offenbar auch kurdischen Peschmerga-Kämpfer getötet worden.

Kurdische Sicherheitskräfte versehentlich getroffen

Ein Vertreter der im Irak kämpfenden Peschmerga sagte der Nachrichtenagentur AFP, die türkische Luftwaffe habe am Dienstag im Norden des Landes angegriffen und offenbar versehentlich fünf Mitglieder der kurdischen Sicherheitskräfte getötet.

Die türkische Luftwaffe habe eigentlich eine mit der PKK verbündete Jesidenmiliz im Visier gehabt, sagte der für die Peschmerga zuständige General Jabbar Jawar. Halgurd Hikmat, Sprecher des Peschmerga-Ministeriums der kurdischen Regionalregierung, forderte die PKK zum Abzug auf, um weitere türkische Luftangriffe zu vermeiden.

(red, APA, 25.4.2017)