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Dieser Mann freut sich offenbar schon auf die Legalisierung.

Foto: AP / Darryl Dyck

New Brunswick nennt sich Kanadas einzige offiziell zweisprachige Provinz. Aber das stoppt den Exodus von jungen Menschen aus dieser ländlichen Region nicht. Die dortige Regierung hat deshalb einen Plan gefasst: Sie unterstützt die Cannabisindustrie mit allen Mitteln. Wenn Kanada im Juli 2018 wie von der liberalen Regierung geplant die Produktion des Rauschmittels als erste G-7-Nation legalisiert, will New Brunswick für den Boom bereit sein.

"Wir sind sehr optimistisch, dass es bedeutende Investitionen und viele Arbeitsplätze geben wird", sagt der Premier von New Brunswick, Brian Gallant. Experten schätzen, dass Kanadas Hanfindustrie umgerechnet bis zu 6,5 Milliarden Euro jährlich umsetzen könnte. In New Brunswick soll das begehrte Kraut richten, was in der Provinz nicht gut läuft: Mit der Forstwirtschaft und Fischerei geht es schon lange talwärts. "New Brunswick ist eine der ärmsten Provinzen in Kanada", sagt der Ökonom Richard Saillant, "die Wirtschaft wächst nicht mehr." Von den 750.000 Menschen in der Provinz ist jeder Fünfte ein Senior. Die Arbeitslosenrate beträgt etwa zehn Prozent.

Billiger Strom für Firmen

Deshalb will sich New Brunswick diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Die Provinzregierung offeriert lokalen Cannabisproduzenten Zuschüsse. Davon profitiert die Firma Organigram in Moncton, die bereits jetzt Hanf für medizinische Zwecke herstellt. Organigram hat bislang rund 700.000 Euro für Angestelltenlöhne erhalten. Auch die Elektrizität wird von der Provinz subventioniert. "Der Strom ist für uns sechs Mal billiger", sagt Ray Gracewood von Organigram.

Die vor vier Jahren gegründete Firma ist bislang die einzige behördlich genehmigte Cannabisproduzentin in New Brunswick. Gracewood sagt, es gebe derzeit rund 150.000 Patienten in Kanada, die Cannabis zu medizinischen Zwecken einnehmen: "Diese Zahl steigt monatlich um zehn Prozent." Seine Firma ist bereit für den Tag, an dem jeder erwachsene Konsument in Kanada Cannabis erwerben darf. "Wir werden von achtzig auf über zweihundert Mitarbeiter expandieren."

Lehrgang für Cannabisanbau

New Brunswick investiert auch 2,8 Millionen Euro in ein Start-up-Unternehmen namens Zenabis. Regierungsvertreter hoffen, dass durch den Cannabisanbau tausende von Stellen entstehen werden. Eine Hochschule in Moncton wird bald einen Lehrgang für den Cannabisanbau anbieten. Das sei nötig, sagt Gracewood, denn "die meiste Erfahrung wird bislang im schwarzen Markt gewonnen".

Vor einigen Monaten etwa musste Organigram einen Teil der Produktion wegen Rückständen zweier in Kanada verbotener Insektizide zurückziehen. Aber wenigstens müssen die Cannabisproduzenten in New Brunswick nicht mit Widerstand in der Bevölkerung rechnen. Das Rauschmittel hat in der kleinen Provinz seinen schlechten Ruf verloren. "Ich habe noch nie beobachtet, dass die öffentliche Wahrnehmung einer Industrie sich so schnell geändert hat", sagt Gracewood. (Bernadette Calonego aus Vancouver, 25.4.2017)