Wien – Die Zunahme der Hitzebelastung ist in den Städten doppelt so groß wie am Land – und steigt durch den Klimawandel weiter, berichteten Forscher am Montag bei der Generalversammlung der European Geosciences Union (EGU) in Wien. Die Wissenschafter sehen Handlungsbedarf.

Dass Städte im Sommer Hitzeinseln sind, sei schon seit 200 Jahren bekannt, sagte Hendrik Wouters von der Universität Gent (Belgien). In den Städten seien die Temperaturen im Vergleich zum Umland stets um einige Grad Celsius höher. Der Effekt sei in der Nacht sogar noch größer als tagsüber, weil die künstliche Landschaft aus Beton und Asphalt kaum auskühle. Solche "Hotspots" werden bei Hitzewellen verstärkt. Diese würden durch den Klimawandel häufiger auftreten und länger andauern.

Warten auf die Rettung

Die Konsequenzen seien schon jetzt sichtbar. Im Sommer nehme die Arbeitsleistung der Stadtbewohner messbar ab, Infrastruktur komme zu Schaden und "exzessiv mehr Patienten werden in den städtischen Krankenhäusern aufgenommen", so der Forscher. Die Sterberaten seien deutlich höher.

"Bei extremen Temperaturen braucht noch dazu die Rettung länger", fügte Francis Pope von der Universität Birmingham hinzu. Gemeinsam mit Kollegen fand Pope heraus, dass bei über 20 Grad Celsius und bei unter zwei Grad Celsius die Wartezeiten auf die medizinische Hilfe frappant zunehmen. Grund dafür sei, dass dann viel mehr Fahrten zu bewältigen sind. Besonders drastisch sei die Situation während Hitze- und Kältewellen.

Solche Probleme dürften zunehmen, warnte Wouters. Für 2041 bis 2075 prognostizierte er eine Vervielfachung des städtischen "Hitzestresses". Doch selbst in ländlichen Regionen seien die Folgen der Erwärmung nicht zu unterschätzen. Die Hitzebelastung würde dann auf dem Land so hoch sein, wie heute in den Städten.

Japanische Abkühlungshilfe

Wenn die Städte und Treibhausgasemissionen wachsen wie bisher, würde der Hitzestress in urbanen Gebieten enorm steigen und etwa an 25 Tagen die Warnstufen-Temperaturen um zehn Grad Celsius überschritten werden, so der Forscher. Könne man die Emissionen drastisch reduzieren, würde die Hitzebelastung immerhin auf heutigem Niveau stehen bleiben. "Die lokalen Verantwortlichen müssen aber vor allem dafür sorgen, dass die Städte kompakt und begrünt sind und möglichst wenig Treibhausgase verursacht werden", sagte Pope.

Mit einer traditionellen japanischen Methode könne man die städtischen Temperaturen wenigstens ein bisschen reduzieren, berichtete Anna Solcerova von der Technischen Universität Delft. "Uchimizu" würde schon seit dem 17. Jahrhundert im Fernen Osten praktiziert. Dort besprenkelten die Menschen ihre Häuser, Straßen, Tempel und Gärten mit gesammeltem Regenwasser. Die Forscherin konnte zeigen, dass dies tatsächlich bei großer Hitze hilft. Vor allem in der Nacht könne man damit für Abkühlung sorgen. (APA, 24.4.2017)