Mit dem Sternmull nimmt es so schnell keiner auf.

Foto: Ken Catania

Chicago – Dass der in Nordamerika heimische Sternmull, auch Sternnasenmaulwurf genannt, ein außergewöhnliches Tier ist, sieht man ihm an: Mit seinen sternförmig angeordneten 22 Hautanhängen auf der Schnauze unterscheidet sich Condylura cristata schon rein optisch von allen anderen Maulwürfen. Mithilfe dieser tentakelartigen Tastfortsätze spüren Sternmulle blitzschnell potenzielle Beutetiere auf, tasten sie auf ihre Fressbarkeit ab – und verschlingen sie.

Der US-Biologe Kenneth Catania (Vanderbilt University, Nashville), hat die neuesten Forschungsergebnisse zu Sternmullen zusammengetragen und aktuell beim Annual Meeting at Experimental Biology in Chicago präsentiert. "Sternmulle sind wirklich erstaunliche Tiere – aber nicht nur wegen ihres Aussehens: Als ich begann, mich mit der Struktur ihrer Nervenzellen und ihrem Verhalten zu beschäftigen, war ich wirklich überrascht", sagte Catania am Rande der Fachkonferenz.

Fressgeschwindigkeitsrekord

Es stellte sich heraus, dass die 40 bis 85 Gramm schweren Maulwürfe so manchen Rekord aufstellen. So seien sie die schnellsten Fresser unter den Säugetieren: "Sie können ihre Beutetiere – meist Käfer – in weniger als zwei Zehntel einer Sekunde identifizieren und auffressen. Ihre Entscheidung, ob etwas gefressen wird oder nicht, fällt in acht Millisekunden", so Catania.

Die Tentakel auf der Schnauze der Tiere, die diese Schnelligkeit ermöglichen, seien wiederum die sensibelsten von Säugetieren bekannten Tastorgane. "Das Sternorgan auf der Schnauze der Maulwürfe besitzt etwa 100.000 Nervenfasern – fünfmal mehr als es für den Tastsinn in der menschlichen Hand gibt, alle auf die Fläche einer Fingerspitze gepackt", sagte der Biologe. Das wiederum würde sich in einer einzigartigen neuronalen Organisation im Gehirn der Tiere widerspiegeln.

Schwimmer, Taucher, Unterwasserschnüffler

Doch damit nicht genug: Die Sternmulle leben in Sumpfgebieten und graben mit ihren schaufelartigen Vorderbeinen unterirdische Gänge. Stoßen sie auf Wasser, tauchen und schwimmen sie und suchen am Grund von Gewässern nach Nahrung. Wie Catania berichtet, kommt dabei eine weitere unter Säugetieren einzigartige Fähigkeit zum Einsatz: Sie können unter Wasser riechen. Indem sie kurz ausatmen und die Bläschen wieder inhalieren, können sie erschnüffeln, ob es Beute in der Nähe gibt.

All das mache die Maulwurfart überaus erfolgreich – sie sei nämlich keineswegs selten, lediglich selten zu sehen, so Catania, der sich weiterhin mit den Tieren beschäftigen will. "Sternmulle sind wahre Posterboys für extreme evolutionäre Anpassung." (red, 24.4.2017)