Der unsichtbare Feind kommt meistens leise durch die "Hintertür". Doch das Bewusstsein, dass die virtuelle Gefahr längst Realität geworden ist, fehlt in vielen Unternehmen noch.

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Linz – Der Attersee, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2013. Dies ist das Abenteuer eines Ruderbootes, das mit zwei Mann Besatzung unterwegs ist, um der Unterwasserwelt so manche Reinanke zu entreißen.

Doch dieser Fischerausflug im Salzkammergut bedeutete nicht nur das Ende für so manch unvorsichtigen Schwanzflossler, es war die Geburtsstunde für ein innovatives Start-up. "Mit der Angel in der Hand habe ich mit meinem Bekannten über die zunehmende Cyberkriminalität diskutiert. Und es ist die Idee gereift, sich im Bereich der IT-Sicherheit selbstständig zu machen. Und eine völlig neue Software auf den Markt zu bringen, die auch Sicherheitslücken bereits bestehender Systeme schließt", erzählt IT-Experte Alois Kobler dem Standard.

Durchbruch am Rechner

Zwei Jahre tüfteln und programmieren der Mühlviertler und sein Partner, 2015 gelingt der Durchbruch am Rechner – und der Gründung der Blue Shield Security GmbH steht nichts mehr im Weg. Spezialisiert hat man sich auf die IT-Sicherheit für Unternehmen. Kobler: "Wir erkennen und blockieren Schadsoftware, C&C-Traffic, Viren, Ransomware, gefälschte Websites und Trojaner. Unsere Software filtert in Echtzeit die Gefahren aus dem Internet, schon bevor sie die Endgeräte erreichen."

Zum Schutz vor PC-Schädlingen wird einfach ein Regenschirm aufgespannt. Zumindest lassen sich die Schutzmaßnahmen so aus Laiensicht erklären. "Umbrella Threat Prevention", korrigiert der Mühlviertler IT-Guru umgehend. "Wir hängen eine Cloud über das Unternehmen. Somit läuft die öffentliche Namensabfrage (DNS, Domain Name System) über unsere Rechner – und unsere spezielle Software erkennt und sperrt die Angreifer sofort."

Unglaubliche 76 Millionen Angriffe konnte die Blue Shield Security GmbH so allein im Vorjahr abfangen. Der Erfolg lässt den Kundenkreis und somit den Umsatz stetig wachsen: Beinahe 1000 Unternehmen, vorwiegend aus Österreich, der Schweiz und Deutschland, vertrauen bereits auf den blauen Schirm. Der Umsatz lag 2016 bei rund zwei Millionen Euro, heuer peilt man die Fünf-Millionen-Marke an.

Hacker werden immer besser

Das generelle Problem liegt für Kobler darin, dass "die Hacker immer besser werden und viele Unternehmer einfach zu wenig informiert sind". Cyberangriffe seien heute penibel vorbereitet. Kobler: "Da sitzt nicht irgendein Hansl mit einer Pizza auf der Couch und ärgert eine Firma. Die Profis hacken sich oft bis zu einem halben Jahr in das Unternehmen, beobachten Tagesabläufe, durchforsten die Mails, übernehmen bestimmte Schreibweisen von Personen, checken Terminkalender. Und wenn sie zuschlagen, passt jede Kleinigkeit zusammen und keiner schöpft groß Verdacht."

Die Hacker hat Kobler übrigens in seinem Unternehmen unter Beobachtung gestellt: "Zwei Mitarbeiter sind nur im Darknet unterwegs, um neueste Entwicklungen im Bereich der Cyberkriminalität zu beobachten."

Und selbst der Grund, warum Opernballgäste in den Tanzpausen sicher surfen können, liegt in Oberösterreich. Denn auch über die Staatsoper und die Hofburg hat der kreative Unternehmer unauffällig seine Wolke platziert. (Markus Rohrhofer, 25.4.2017)