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Die direkte Konkurrenz ist nicht immer das wichtigste Problem.

Foto: AP

Netflix-Chef Reed Hastings ist bekannt dafür, gelegentlich eher ungewöhnliche Statements zu liefern. Diesem Ruf wurde er auch bei seiner jüngsten Telefonkonferenz mit den Investoren seines Unternehmens gerecht.

Denn der CEO des Streaming-Anbieters pflegt eine eher ungewöhnliche Definition, was die Konkurrenz seiner Firma angeht. Laut eigener Aussage sorgt er sich weniger ob der Erfolge von Amazons Prime Video oder den zunehmenden eigenen Angeboten von TV-Netzwerken, wie etwa HBO Go, sondern darum, ob die Menschen genügend Zeit mit den Filmen und Serien auf dem Portal verbringen.

Amazon "ein Tropfen Wasser im Ozean aus Zeit"

"Wir konkurrieren mit dem Schlaf", erklärte Hastings laut dem Guardian. Denn dieser sei es, der am Ende zwischen einer Fortsetzung eines Serienmarathons und dem User stehe. Dieser umfasse eine "große Zeitmenge". Bekanntlich verbringen wir rund ein Drittel des Tages schlafend.

Netflix US & Canada

Die anderen Streaming-Services seien lediglich "wie ein Tropfen Wasser im Ozean aus Zeit und Geld" für die Menschen. Der Markt sei riesig und kein "Nullsummenspiel". Als Beweis sieht er den Erfolg des HBO-Angebots, während man selbst ebenfalls weiter fleißig Abonnenten lukriert.

Freilich: Ganz so gelassen, wie die Formulierungen es nahe legen, dürfte Hastings nicht auf Amazon und Co. blicken. Denn Netflix gibt heuer so viel für Lizenzen und Eigenproduktionen aus, wie noch nie.

Uber vs. Google

Netflix ist nicht das einzige Unternehmen, das nicht die direkte Konkurrenz als langfristig größte Herausforderung sieht. Auch der Fahrvermittlungsdienst Uber sieht seine größte Bedrohung nicht in alternativen Services wie Lyft. Sondern in selbstfahrenden Autos.

Wer diese Technologie ausreichend perfektioniere, um damit einen Transportdienst zu schaffen, der besser und günstiger ist, würde Uber irrelevant machen. Weswegen der umstrittene Konzern mittlerweile selber in diesem Bereich forscht und sich sogar für Flugautos interessiert. Für die Fahrer ist das freilich eine schlechte Langzeitperspektive, denn wenn die autonomen Fahrzeuge übernehmen, stehen sie ohne Job da.

Facebook vs. TV

Auch soziale Netzwerke stehen nicht nur in direkter Konkurrenz. Sie finanzieren sich in der Regel über Werbung, weswegen in ihren Augen die Zeit des Nutzers das kostbarste Gut ist, dessen sie habhaft werden können. Facebook mit seinen weit über einer Milliarde Nutzern muss sich weniger um Google+ kümmern, sondern will die Nutzer dazu verleiten, weniger Zeit mit traditionellem Fernsehen zu verbringen.

Nicht umsonst will man künftig noch stärker auf Videoinhalte setzen und auch mit Augmented- und Virtual Reality eine neue Ebene für Interaktionen und Inhalte bieten. (red, 23.04.2017)