Nach seinem ersten Marathon war Valentin Pfeil ausgepumpt. Das Olympialimit verpasste er. Heuer will der Steyrer in Wien das WM-Limit knacken.

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Valentin Pfeil läuft seinen zweiten Marathon, zugleich seinen zweiten in Wien.

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Wien – Ein Masochist ist Valentin Pfeil nicht. Aber mit Schmerzen müsse ein Marathonläufer umgehen können. "Es ist keine Fun-Sportart", sagt der 28-Jährige aus Steyr. Im Herbst 2015 hat sich Pfeil dazu entschlossen, von der Bahn auf die Straße und auf die 42,195-km-Distanz zu wechseln.

Für kürzere Strecken sei seine Grundgeschwindigkeit nicht hoch genug. Das Ziel waren die Olympischen Spiele in Rio. In Wien wollte er im Vorjahr das Limit von 2:14,00 Stunden unterbieten. Pfeil scheiterte, auch weil der Wind den Läufern äußerst unangenehm entgegenblies. Die Zeit von 2:16,37 Stunden war für ein Marathon-Debüt dennoch keine schlechte.

"Letztes Jahr habe ich nicht gewusst, wie es ist, Marathon zu laufen." Jetzt weiß er es. Am Sonntag läuft Pfeil seinen zweiten Marathon – wieder in Wien. "Der Respekt ist größer als im Vorjahr", sagt er. Windig könnte es auch diesmal werden. Pfeil: "Ich wäre nicht überrascht. Das muss man so hinnehmen." Der Oberösterreicher lebt und trainiert vorwiegend in Wien. "Man muss versuchen, so stark wie möglich zu bleiben."

Und wieder jagt Pfeil ein Limit – diesmal für die Weltmeisterschaft in London im August. Bei 2:15,00 steht es. Wieder hat Pfeil nur diese eine Möglichkeit, es zu unterbieten. Ein besonderer Druck? "Das gehört dazu."

Viele Trainingskilometer

Die Vorbereitung lief gut. Unter seinem Coach Hubert Millonig ist er viel mit seinem Trainingspartner Christian Steinhammer, aber auch mit Österreichs bestem Mittelstreckenläufer Andreas Vojta gelaufen. Sowohl die Qualität als auch die Quantität im Training konnte er steigern. "Ich habe die längste Zeit auch genossen." Es sei spannend, herauszufinden, "wo meine Grenzen sind". Rund 2300 Kilometer hat er seit Anfang des Jahres in den Beinen. Sein längster Trainingslauf ging über 40 Kilometer.

Pfeil kann sich auf seinen Sport konzentrieren. Im Vorjahr hat er sein Studium der Veterinärmedizin abgeschlossen. Seit 1. Februar ist er Sportsoldat. Einmal bei Olympischen Spielen anzutreten – das ist noch immer Pfeils großes Ziel. 2020 in Tokio soll es klappen. Dann ist er 31 Jahre alt und noch immer ein junger Marathonläufer. Auch 2024 wäre noch eine Option. Aber das ist weit weg. Und Pfeil hat nicht nur das Laufen im Kopf. Er will in Zukunft als Tierarzt arbeiten und nicht zu weit weg von der Materie kommen.

Nicht planbar

Vorerst ist seine Materie das Laufen. "Ich habe erkannt, dass Marathon mehr als Bahnlaufen ist", sagt er. "Bei 30 oder 35 Kilometern kommt der Punkt, der nicht mehr planbar ist." Oft erwischt einen dann der viel zitierte Mann mit dem Hammer. Im Vorjahr wurde Pfeil, der lange Zeit auf Olympialimit-Kurs lag, nach 40 Kilometern schwarz vor Augen. Ans Aufgeben dachte er damals aber nicht. "Ich habe trotzdem versucht, die Stimmung zu genießen." Das will er auch am Sonntag. Der Wiener Marathon sei eine einzigartige Möglichkeit, sich in die Auslage zu laufen.

Wenn alles normal läuft, wird Pfeil am Sonntag als erster Österreicher den Zielstrich überqueren. Der 33-jährige Kärntner Christian Robin (Bestzeit 2:19,11) und der Salzburger Peter Herzog (2:21,11) sind diesbezüglich Pfeils Konkurrenten.

Vielläuferin Freitag

Bei den Frauen will Karin Freitag (2:42,26) zum dritten Mal schnellste Österreicherin sein. Die 37-jährige Steirerin belegte erst vor zwei Wochen beim Linz-Marathon in 2:46:27 Stunden Platz drei. Die 33-jährige Kärntnerin Katharina Zipser (2:45,46) könnte ihr Konkurrenz machen. Um den Sieg werden die Österreicher und Österreicherinnen aber nicht mitlaufen können. Zu stark ist die internationale Konkurrenz.

Für Valentin Pfeil geht es viel mehr um die Liebe zum Marathon. Die Unsicherheit, die Nichtplanbarkeit machen für ihn einen Teil des Reizes aus. Pfeil fasziniert "die Kombination der Fragestellungen: Schaffe ich die Distanz und wie schnell schaffe ich die Distanz?" Wenn alles gut geht, kann er sich die Frage auch im August bei der Weltmeisterschaft in London stellen. (Birgit Riezinger, 22.4.2017)