Bunt, geblümt, aufgetürmt und mit einem Hauch 1990er-Nostalgie – die neuen Schmucktrends sind nicht zu übersehen. Das Praktische daran: Es ist nicht unbedingt notwendig, sich dafür neue Accessoires anzuschaffen. Ein Blick in das Schmuckkästchen-Repertoire genügt

Mehr ist mehr: Stacking

Weniger entscheidungsfreudige Schmuckliebhaber können dieses Jahr beruhigt ausatmen. Denn nun gilt statt entscheiden – kombinieren. Der Trend schickte letztes Jahr schon seine Vorboten, und jetzt ist er da: Ob Ringe oder Armbänder, es wird gestapelt, was der Finger hält. Während bisher eher die Inszenierung einzelner Schmuckstücke im Mittelpunkt stand, lautet das Motto jetzt "Mehr ist mehr". "

Als Basis zum Stacking beginnt man mit einem schönen oder besonders wertvollen Stück – das kann beispielsweise der Ehering aus Fairtrade-Gold sein oder ein Verlobungsring. Darauf baut man dann nach und nach das Gesamtbild auf", rät Carola Stütz, Schmuckdesignerin im Wiener Dorotheum. Dabei muss nicht auf Einheitlichkeit geachtet werden – im Gegenteil.

Je unterschiedlicher die Formen und Metalle, desto interessanter wird das Gesamtbild. Schlichtere und filigranere Ringe lassen sich allerdings einfacher miteinander kombinieren. Eine gute Gelegenheit, sich vielleicht in Vergessenheit geratene Schmuckstücke noch einmal überzustreifen. Im Bild ist das Wiener Schmucklabel Smith/Grey zu sehen.

Foto: Smith / Grey

1990s Revival: Choker

Choker? War das nicht die enganliegende Halskette, zu Deutsch "Würger", die bisher auf Familienfotos als Modesünde der 1990er belächelt wurde? Ja, genau um diesen Trend handelt es sich. Während er in den letzten Jahren ein seltener Anblick war, ist der Choker heute wieder an mehr Hälsen zu sehen, und das nicht mehr nur in der gewohnten schwarzen Tattoo-Optik. Cara Delevingne, Jessica Alba, Rihanna, Emma Stone – die Liste der Promis, die den Trend regelmäßig auf den roten Teppichen dieser Welt präsentieren, ist ebenso lang wie die der Designer.

Bei Dior sind die enganliegenden Ketten keine Seltenheit mehr. Auch beim Schmucklabel Margova findet sich der Choker in der aktuellen Kollektion, wie auf dem Bild zu sehen ist. Wer mit dem Choker Kindheits- oder Jugenderinnerungen verbindet, hat nun also die Möglichkeit, diese in einer etwas "moderneren" Version wieder aufleben zu lassen. Ob rockig, verspielt, schick oder schlicht – der Choker kann vielfältig kombiniert getragen werden. So können guten Gewissens neue Fotos aufgenommen werden, zu denen man (hoffentlich) in zehn Jahren immer noch steht.

Foto: Margova

Comeback: Haarschmuck

Die Suche nach möglichst unauffälligen Haarspangen ist vorbei. Extravaganter und ausgefallener Haarschmuck thront dieses Jahr auf immer mehr Köpfen, und das nicht mehr nur auf Feierlichkeiten wie Hochzeiten oder Kommunionen. Verzierte Haarnadeln, Haarbänder, Haargummi und ja, auch Haarreifen sind 2017 wieder alltagstauglich. Dabei verkörpert der Haarschmuck nicht unbedingt nur den Brave-Schulmädchen-Look. Haarreifen mit Schleifen, Perlen, Blumen, Schmuckstein oder sogar Metallverziehrungen – es gibt einige Variationsmöglichkeiten.

Der Laufsteg macht es vor: Dolce & Gabbana schmückt seine Models mit buntem, mit Blumen oder Federn verziertem Haarschmuck. Teilweise besteht dieser auch aus Bändern, die mit modernen Logos kombiniert werden. Dabei werden die Haare meist unaufgeregt offen getragen, um den Schmuck so besser zur Geltung zu bringen. Auf dem Bild ist das Design der japanischen Designerin Hanae Mori zu sehen.

Foto: APA / AFP / Toru Yamanaka

Aufgeblüht: Blumendesign

Passend zum Frühlingsbeginn erblühen nicht nur die Sträucher und Wiesen – auch der Schmuck entfaltet sich dieses Jahr in neuem Glanz. Denn Schmuckstücke im Blumenmuster sehen nicht nur auf dem Oktoberfest zu einem Dirndl gut aus. Dieses Jahr kann Frau einen kleinen Teil des Blumenbeetes bei sich tragen, um so auch in der Großstadt das Gefühl vom Land etwas aufkommen lassen. Ob Broschen, Ohrringe, Ringe oder Haarschmuck – überall sprießt der florale Trend in den verschiedensten Ausführungen.

So hat Christian Dior, inspiriert von seiner Lieblingsblume Rose, eine gesamte Schmuckkollektion entworfen, während Pandora Gänseblümchen und Magnolien an Ringen und Ohrringen erblühen lässt. Im Bild ist das Schmucklabel der Berliner Designerin Anne Manns zu sehen, die den Blumentrend besonders in Ohrringen aufgreift.

Foto: Anne Manns

Weniger & mehr: Layering

Ein Kleiderschrank voller Gewand, aber nichts zum Anziehen? Das Problem kennen viele. Jeden Tag erneut die Frage, welche Hose nun zu welchem T-Shirt passt. Und dann auch noch der Schmuck! Die Lösung des Problems: Auch bei Ketten findet sich der Stacking-Trend wieder, so können mehrere Lieblingsketten einfach miteinander kombiniert werden.

Hier gilt das Motto "Weniger und mehr" – es werden dieses Jahr zwar filigranere Ketten gewählt, dafür aber mehrere übereinander getragen. Damit trotz der Vielzahl an Ketten jede einzelne gut zur Geltung kommt, empfiehlt es sich, sie in verschiedenen Längen zu kombinieren. Schmuckhersteller wie Swarowski und Thomas Sabo schließen sich diesem Trend an und stellen in ihren Kollektionen mehrlagige Ketten vor. Apropos verschiedene Längen: Der Choker ist der optimale Zusatz zu dem Layering-Look. Im Bild ist das Schmucklabel Madeleine Issing zu sehen. (Theresia Verweyen, RONDO Exklusiv, 30.5.2017)

Foto: Madeleine Issing