Wer in Fonds investiert, fördert damit auch die heimischen Unternehmen, betont der Chef der Wiener Börse, Christoph Boschan.

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Wien – "Fonds bieten mehr als nur attraktive Anlagemöglichkeiten. Anleger in Investmentfonds fördern die Wirtschaft und Arbeitsplätze am heimischen Standort und können gleichzeitig an der Entwicklung der Unternehmen teilhaben", sagt Christoph Boschan, Chef der Wiener Börse. Ein wachsendes Engagement der heimischen Anleger wäre also wünschenswert.

Die Realität sieht jedoch anders aus. Denn Fonds werden für eine Veranlagung nicht so oft genutzt, wie sich die Branche das wünschen würde. Die Hauptgründe dafür liegen laut einer repräsentativen Intergral-Onlineumfrage darin, dass die Österreicher zu wenig Wissen über Investmentfonds besitzen (65 Prozent), zu wenig Kapital zur Verfügung haben (46 Prozent) oder es für sie ein zu hohes Risiko darstellt (38 Prozent). "Die Bildung ist der Punkt, wo man ansetzen muss", sagte Heinz Bednar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Investmentfonds (VÖIG) und Chef der Erste Asset Management kürzlich in einer Pressekonferenz anlässlich des fünften Weltfondstages.

In die Pflicht nehmen

Bei der Wissensvermittlung seien nicht nur Bank- und Vermögensberater gefordert, sondern auch das Bildungssystem. Bereits in der Schule müsste allgemeines Wirtschaftswissen vermittelt werden. Auch die institutionalisierte Rolle des Kapitalmarkts – etwa für die Pensionsvorsorge – müsste stärker hervorgehoben werden. In Österreich sei, so Bednar, ein negatives Image bezüglich Wertpapieren aufgebaut worden, obwohl es der Wirtschaft gutgehe und die Unternehmen gut da stünden.

Berndt May, Generalsekretär der Vereinigung der ausländischen Investmentgesellschaften in Österreich (VAIÖ), wies auf den kulturellen Unterschied etwa zwischen den USA und Österreich hin. In Österreich sei das Anlageverhalten konservativ. Es müsste eine andere Anlagekultur ermöglicht werden, etwa in der Form, dass Mitarbeiter Aktien des Unternehmens erhalten.

Risikostreuung

Weil Fonds immer in mehrere Aktien, Anleihen, Sektoren oder Länder veranlagen, ist auch das Risiko besser gestreut als bei der Investition in Einzeltitel. Für den Anlageerfolg ist neben der breiten Streuung aber auch der Anlagehorizont eines Investments zu beachten. "Investieren ist ein Marathon und kein Sprint – ich werde nicht müde, das zu betonen", hält Boschan fest.

Mit der Investition in Fonds, die auch Aktien österreichischer Unternehmen enthalten, beteiligen sich Anleger an diesen Firmen und fördern gleichzeitig die heimische Wirtschaft und Arbeitsplätze, betont man in der Wiener Börse. Laut einer Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts sind neun Prozent der Arbeitsplätze direkt oder indirekt mit börsennotierten Unternehmen verknüpft. Die börsennotierten Unternehmen bewirken durch ihre Zusammenarbeit mit Partnern auf Zulieferebene enorme Hebeleffekte. Jedes neue Arbeitsverhältnis in einem börsennotierten Unternehmen schafft demnach 2,56 neue Arbeitsplätze. Aus einem Euro, der in ein börsennotiertes Unternehmen investiert wird, werden 2,33 Euro für die Wirtschaft.

Das in heimischen Fonds veranlagte Volumen steigt zwar kontinuierlich und erreichte zuletzt ein Allzeithoch von 169,5 Milliarden Euro. Dennoch ist die Branche unzufrieden, denn die internationalen Indizes haben sich seit der Finanzkrise 2008 teilweise mehr als verdoppelt. Das spiegelt sich im heimischen Fondsvolumen nicht wider, dieses stieg lediglich um ein Drittel an.

Anlässlich des Weltfondstags, der am 19. April gefeiert wird und das Produkt den Leuten näherbringen soll, erneuerten VÖIG und VAIO ihre Forderung nach einem steuerlich begünstigten Vorsorgedepot für die Pensions- und Pflegevorsorge. Das Vorsorgedepot würde keine staatliche Prämie benötigen und die erste Säule sinnvoll ergänzen. (APA, bpf, 22.4.2017)