Belgrad/Tirana/Prishtina – Der albanische Regierungschef Edi Rama schließt bei fehlender EU-Beitrittsperspektive eine "kleine Union" mit dem Kosovo nicht aus. Das sagte Rama in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit dem Internetportal "Politico". Eine Gemeinschaft mit dem Kosovo sei aber "nicht sein Wunsch, sondern nur eine mögliche Alternative bei einer geschlossenen Tür der EU".

Für Europa, appellierte Rama an Brüssel, wäre es ein "Albtraum" würden die Westbalkan-Staaten wegen fehlender EU-Beitrittsperspektive "durchdrehen". Denn die Region wäre dann "eine graue Zone, in der andere Akteure mehr Einfluss hätten, als die Europäische Union", warnte der albanische Regierungschef.

Heftige Kritik aus Serbien

Die Aussagen Ramas über eine mögliche Union mit dem mehrheitlich von Albanern bewohnten Kosovo ließ auch Serbien aufhorchen. Der Kosovo hatte vor neun Jahren seine Unabhängigkeit von Belgrad erklärt, die Serbien bis heute nicht offiziell anerkennt. Eine Union zwischen Albanien und dem Kosovo würde den Frieden und die Stabilität des Balkans und Europas schwer gefährden, reagierte der serbische Außenminister Ivica Dacic umgehend auf die Gedanken Ramas.

Wegen ähnlicher Ankündigungen hatte der albanische Ministerpräsident schon einmal für Empörung in Belgrad gesorgt. Vor zwei Jahren sagte Rama einem kosovarischen TV-Sender, Albanien und der Kosovo werden "gezwungen sein, sich auf klassische Weise" zu vereinigen, sollte ihre Vereinigung im Rahmen der Europäischen Union auf sich warten lassen. (APA, 19.4.2017)