Nationalratspräsidentin Doris Bures bezeichnete Michael Ludwig als "hervorragende Nachbesetzung" für Bürgermeister Michael Häupl. Ludwig nahm das am Dienstag "wohlwollend zur Kenntnis".

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Wien – Noch will sich Wiens Wohnbaustadtrat Michael Ludwig nicht öffentlich als Nachfolgekandidat von Bürgermeister Michael Häupl (beide SPÖ) deklarieren. Hatte Ludwig bisher Fragen zu diesem Thema aber abgeblockt und darauf verwiesen, dass er "gerne Wohnbaustadtrat" sei, wagt er sich mittlerweile in die Offensive.

Dass ihn Nationalratspräsidentin Doris Bures in einem STANDARD-Interview als "hervorragende Nachbesetzung" für Häupl bezeichnete, nehme er "wohlwollend zur Kenntnis", sagte er am Dienstag. "Man sieht mich für die Funktionen qualifiziert. Natürlich freut man sich", meinte Ludwig. Wie der aktuelle APA/OGM-Vertrauensindex zeige, werde die Meinung von Bures, einer engen Vertrauten von Ludwig, geteilt. "Das ist keine singuläre Einschätzung", sagte Ludwig. Beim Vertrauensindex büßte Häupl in Bezug auf das Wählervertrauen seinen ersten Platz an Ludwig ein – DER STANDARD berichtete.

Kampfabstimmung "kein Unglück"

Wie berichtet kündigte Häupl an, etwa drei Monate nach den Nationalratswahlen zurückzutreten. Diese finden regulär 2018 statt. Ludwig geht davon aus, dass es keine vorgezogenen Wahlen gibt. Ob er als Nachfolger von Häupl um das Amt des Bürgermeisters und Landesparteichefs kandidiert, "wird sich entscheiden, wenn es so weit ist", sagte Ludwig. Er geht davon aus, dass es eine gemeinsame Entscheidung in der SPÖ Wien für einen Kandidaten gibt. Eine Kampfabstimmung auf dem Parteitag sei "kein Unglück. Aber prinzipiell bin ich ein Mensch, der auf eine gemeinsame Lösung drängt".

Ludwig erhöht Druck

Damit erhöht Ludwig, Hoffnungsträger der bevölkerungsreichen Flächenbezirke, den Druck auf den linken Flügel der zerstrittenen Partei. Dieser verhält sich derzeit mangels eines geeigneten Anwärters auf die Häupl-Nachfolge, mit dem auch der rechte Flügel leben könnte, auffallend ruhig. Ludwig kündigte an, seinen Beitrag zu einer gemeinsamen Lösung zu leisten – meinte damit aber vor allem sich selbst. Denn selbstbewusst merkte der Chef der Floridsdorfer SPÖ auf eine Frage des STANDARD an, dass er sich in die Häupl-Nachfolgedebatte "als Vorsitzender der mitgliederstärksten Bezirksorganisation einbringen" werde.

Beim kommenden Landesparteitag am 29. April steht Häupl – ohne Gegenkandidat – als Landesparteichef zur Wahl. Ludwig erwartet einen "Parteitag der Geschlossenheit". Das würden entsprechende Vorbereitungen sicherstellen. Ludwig verwies dabei auch auf die Aussprache Häupls mit seinen parteiinternen Kritikern – die in Anwesenheit von Bures und Ludwig im Büro des Wohnbaustadtrats stattfand. (David Krutzler, 18.4.2017)