Über das Wirtschaftsprogramm von Emmanuel Macron ist außer einer beachtlichen Häufung an Allgemeinplätzen recht wenig bekannt. Das hindert aufgeschlossene Franzosen und Europäer aber nicht, den Präsidentschaftskandidaten zu unterstützen. Programm hin oder her: Es geht ja darum, den aussichtsreichsten Kontrahenten im Kampf gegen die rechte Marine Le Pen zu stärken. Das mag ein hehres Motiv sein, doch reicht das schon, um sich für das höchste Amt im Land zu qualifizieren?

Jüngste Aussagen Macrons lassen das bezweifeln. In Interviews kanzelte er Deutschland für dessen hohe Exportüberschüsse ab. Derartige Ansagen mögen im Mainstream liegen, sie werden deshalb aber nicht fundierter. Deutschlands Betriebe sind in wachsenden Märkten mit guten Produkten bestens positioniert.

Planwirtschaftlich angehauchte Rechnungen

Die Annahme, dass ein Abbau der deutschen Handelsüberschüsse Europa und insbesondere Frankreich nutzt, entspricht typischen planwirtschaftlich angehauchten Rechnungen in Paris, die selbst dem Milchmädchen zu einfach wären. Dass Renault mehr Autos in China oder den USA absetzt, weil BMW-Ausfuhren in diese Märkte künstlich zurückgeschraubt werden, kann ja nicht wirklich jemand ernsthaft glauben.

Die auch vom Internationalen Währungsfonds in Richtung Berlin ausgegebene Überschussreduktionslosung hat noch einen weiteren Schwachpunkt: Es sind weder Lohn- noch Steuerdumping, somit wirtschaftspolitische Raffinessen, die Deutschlands Produkten Erfolg verschaffen. Die Arbeitskosten des exportstarken produzierenden Gewerbes liegen sogar über jenen Frankreichs – Tendenz steigend.

Macron sollte vor der eigenen Türe kehren, um die darbende Wettbewerbsfähigkeit seines Heimatlandes zu stärken. Deutsche Betriebe wären allerdings eine gute Adresse, um Nachhilfe in puncto Qualität, Investitionen und Innovation zu nehmen. (Andreas Schnauder, 17.4.2017)