Rom/Vatikanstadt/Jerusalem – Bei den diesjährigen Osterfeierlichkeiten hat Papst Franziskus die allgegenwärtige Last und den Schmerz von Flüchtlingen, Migranten, Ausgebeuteten und Kriegsopfern in den Mittelpunkt gestellt. Gemeinsam mit Tausenden Gläubigen feierte er am Samstagabend die traditionelle Osternacht im Andenken an die Auferstehung Christi im Petersdom in Rom. Am Sonntag erteilte Papst Franziskus vor Zehntausenden Gläubigen und Touristen auf dem Petersplatz den Segen "Urbi et Orbi" ("der Stadt und dem Erdkreis").

Anti-Terror-Einheiten und Spezialkräfte der Polizei überwachten das Gelände rund um den Vatikan. Die Zeremonie auf dem Petersplatz ist mit einem Sündenablass für alle Menschen verbunden, die den Segen in gläubiger Haltung direkt in Rom, aber auch im Radio oder Fernsehen verfolgen. Auch deshalb ist der Segen sehr populär. Beim Segen benannte das Kirchenoberhaupt die vielen Krisenherde rund um den Globus.

Am Abend zuvor begann die Liturgie im Atrium der Vatikan-Basilika mit der Weihe des Osterfeuers, mit dem dann die Osterkerze entzündet wurde. Beim Einzug in den noch dunklen Dom wurden dann zum Ruf "Lumen Christi" (Licht Christi) die Kerzen der Priester und dann die aller Gläubigen entzündet. Anschließend zog der Papst in einer langen Prozession mit Kardinälen und Bischöfen in die Peterskirche ein. Die Kerzen symbolisieren die Auferstehung Jesu, die von den Christen weltweit gefeiert wird.

Gegen Korruption und Bürokratie

In seiner Predigt erinnerte der Papst dann an diejenigen, "die in der Gesellschaft den Schmerz des Elends, der Ausbeutung und des Menschenhandels spüren, (...) die Verachtung erfahren, weil sie immigriert sind, heimatlos ohne Heim und Familie". Der biblischen Überlieferung nach besuchten nach Jesus' Tod am Kreuz zwei Frauen sein Grab. Das katholische Kirchenoberhaupt nahm die Gesichter der Frauen als Sinnbild für die Leidenden der Welt, "all jener, die in der Gesellschaft die menschliche Würde gekreuzigt sehen". "Sie spiegeln das Gesicht von Frauen und Müttern wider, die weinen, weil sie sehen, wie das Leben ihrer Kinder unter der Last der Korruption begraben wird", sagte das aus Argentinien stammende Kirchenoberhaupt. Neben der Korruption, die Kinder all ihrer Rechte beraube, beklagte der 80-Jährige auch die "Bürokratie, die eine Änderung der Dinge nicht zulässt".

Den Karfreitag hatte Franziskus ebenfalls zum Anlass genommen, um nicht nur des Leidenswegs Christi zu gedenken, sondern um auf das Leid in der heutigen Welt aufmerksam zu machen. Beim traditionellen Kreuzweg in Rom sprach er von "Scham für alle Bilder der Verwüstung, der Zerstörung und des Untergangs, die in unserem Leben so alltäglich geworden sind". In der Tat: Am Samstag berichteten mehrere Hilfsorganisationen von Tausenden Menschen, die auf dem Mittelmeer in Seenot geraten waren. Viele wurden gerettet, es gab aber mindestens sechs Tote. Die traditionelle "Via Crucis" (Kreuzweg) am und im Kolosseum hatten am Freitagabend 20.000 Gläubige im Schein von Kerzen und Fackeln verfolgt. Die Zeremonie gilt als eine der schönsten Andachten im römischen Kirchenjahr.

Anti-Terror-Einheiten und Spezialkräfte

Rund um die Osterfeierlichkeiten sind in Rom schärfste Sicherheitsvorkehrungen in Kraft. Anti-Terror-Einheiten und Spezialkräfte der Polizei überwachen das Gelände rund um den Vatikan. Das Areal um den Petersplatz wurde weiträumig abgesperrt und mit Metalldetektoren ausgestattet. Pilger konnten vom Petersplatz aus auf Bildschirmen die Zeremonie mit dem Papst verfolgen.

Am Sonntag feiert der Papst ab 10.00 Uhr die Ostermesse auf dem Petersplatz und spendet von der Mittelloggia der Basilika aus den Segen "Urbi et orbi". Dazu werden bis zu 60.000 Pilger und Besucher erwartet.

Während der Osterwache taufte der Papst, einer Tradition folgend, elf Personen im Alter zwischen neun und 50 Jahre. Sie stammen aus Italien, Spanien, der Tschechischen Republik, den USA, Albanien, Malta, Malaysia und China. In Österreich wurden in der Osternacht laut Kathpress mehr als 400 Erwachsene getauft. Insgesamt verzeichneten die heimischen Diözesen fast 650 Taufwerber für das heurige Jahr. Diese Zahl bedeute einen über 50-prozentigen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr. Hauptgrund sei die hohe Zahl von Taufbewerbern – sogenannten "Katechumenen" – aus muslimischen Ländern, die im Zuge der Flüchtlingsbewegung nach Österreich gekommen seien und Christen werden wollten.

"Heiliges Feuer" in Jerusalem

In Jerusalem feierten Orthodoxe Christen am Samstag in der Grabeskirche das "Heilige Feuer". Dem Glauben nach entzündete sich dabei selbstständig ein Licht in der Grabkapelle, die sich über dem Grab Jesu befindet. Der griechisch-orthodoxe Patriarch Theophilos III. entzündete daran Kerzen und gab die Flammen an Gläubige außerhalb der Kapelle weiter. Die Gläubigen standen dicht gedrängt, ein Meer von Kerzen erhellte die Kirche.

Trotz starker Polizeikontrollen während der Osterfeierlichkeiten hatte am Karfreitag ein Palästinenser in der Jerusalemer Stadtbahn eine britische Studentin tödlich mit einem Messer verletzt. Die Theologiestudentin hatte sich für ein Auslandssemester an der Hebräischen Universität in Jerusalem aufgehalten. Zwei weitere Menschen wurden bei der Attacke eines 57-Jährigen leicht verletzt.

An diesem Wochenende sind besonders viele Pilger in Jerusalem unterwegs. Heuer fällt nicht nur das Osterfest der westlichen Kirchen und der orthodoxen Kirchen zusammen. Auch das jüdische Pessach-Fest wird in dieser Woche begangen. Dabei erinnern die Juden an den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten. Israels Polizei hat ihre Präsenz während der Feiertage deutlich verstärkt. (APA/dpa, 16.4.2017)