Goran Djuricin debütiert als Trainer von Rapid.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Alternativlose Zuversicht: Djuricin (li.), sein "Co" Schneider (Mitte) und Sportchef Bickel (re.).

Wien – Schaut Goran Djuricin in einem stillen Moment auf die Tabelle der österreichischen Fußballbundesliga, ist der 42-Jährige verwundert bis fassungslos. Er schüttelt den Kopf, wohl wissend, dass es sich um keine Fälschung handelt. Dass Rapid Siebenter ist und von allen zehn Mannschaften die wenigsten Siege eingefahren hat, "ist eigentlich nicht normal".

Für ihn hatte das Abnorme gravierende Auswirkungen. Nach dem 0:3 in Ried und der Beurlaubung von Damir Canadi wurde er von Sportvorstand Fredy Bickel "überfallen" und vom Assistenz- zum Cheftrainer befördert. Djuricin wurde von der zweiten in die erste Reihe geschickt und ins eiskalte Wasser geschmissen. "Als Kind träumte ich davon, ein RapidSpieler zu werden. Das hat sich nicht erfüllt. Dafür habe ich es jetzt als Trainer geschafft." Schlechtes Gewissen Canadi gegenüber habe er keines. "Er verdient Respekt, ohne ihn würde ich da nicht sitzen. Aber uns verbindet nicht allzu viel." Djuricin ist nun eine öffentliche Person, die ersten Auftritte bewältigte er souverän. "Ob ich gewappnet bin? Wird sich zeigen." Am Karsamstag gegen Altach beginnt eine Ära, deren Dauer völlig offen ist.

Von Montag bis Mittwoch weilte Djuricin in Nyon, um am Uefa-Pro-Lizenz-Kurs teilzunehmen. ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner legte ein gutes Wort ein, nicht nur für Djuricin, auch für Rieds Lassaad Chabbi und St. Pöltens Jochen Fallmann. Das Trio durfte frühzeitig abreisen, Beziehungen sind im Fußball nicht zu unterschätzen.

Djuricin ("Ich habe in Nyon ausschließlich an Rapid gedacht") setzt auf die Rückkehr der Freude, auf Motivation. "Speziell auf Eigenmotivation. Ich bin ein positiver Mensch." Martin Bernhard, der Assistent bleiben durfte und nicht nach Nyon musste, bemerkte "eine Aufbruchstimmung. Frische und Selbstvertrauen sind zurück, Qualität ist da."

Djuricin möchte das Thema Abstiegskampf nicht thematisieren. "Jeder weiß, dass wir nur fünf Zähler Vorsprung auf Ried haben. Angst ist aber ein schlechter Ratgeber. Wir schaffen das, ich habe hundertprozentiges Vertrauen." Natürlich müsse man kämpfen, beißen, kratzen. "Der Rasen muss brennen. Der Rasen wohlgemerkt, nicht das Stadion." In erster Linie gehe es darum, die Lust am Fußball neu zu entdecken, das Korsett in manchen Bereichen zu lockern. "Nicht alles, aber fast alles fängt jetzt bei null an." Über die Aufstellung wollte sich Djuricin nicht groß äußern, die Rückkehr zu einer Viererkette in der Abwehr sei aber möglich. "Radfahren und Viererkette verlernt man nicht."

Bickel möchte Djuricin und Bernhard "eine faire Chance" geben. Nach den nächsten drei Spielen (Altach, Austria, Cuphalbfinale LASK) werde man mehr wissen. "Bis dahin gibt es keine konkreten Gespräche mit anderen Trainern." Eine genaue Vorgabe machte Bickel nicht. Rapid muss gar nicht suchen, sondern nur finden. Minütlich bieten Manager irgendwen an. Bis Ende Mai will Bickel die Personalie erledigt haben. "Davor wird munter spekuliert. Es ist egal, welche Nationalität er hat. Er muss zu uns passen." Laut Bickel befinde sich Rapid nun in einer Phase der Demut."

Wirtschaftsvorstand Christoph Peschek ist "der Ernst der Lage bewusst." Selbstverständlich gebiete es die kaufmännische Sorgfalt, den Worst Case durchzudenken. "Dass Rapid dann keine Spieler mehr hätte, ist im Land der Märchen angesiedelt." Das Allianz-Stadion wird gegen Altach ziemlich voll sein. "Altach ist hungrig", sagt Bernhard, der in Vorarlberg bis November 2016 Assistent von Canadi war. "Rapid ist hungrig", sagt Djuricin. "Uns ist Rapid egal", sagt wiederum Altachs Trainer Martin Scherb. (Christian Hackl, 14.4.2017)

Mögliche Aufstellungen:

SK Rapid Wien – SCR Altach (Wien, Allianz Stadion, 18.30 Uhr, SR Hameter). Bisherige Saisonergebnisse: 0:1 (a), 1:1 (h), 1:3 (a)

Rapid: Strebinger/Knoflach – Pavelic, Schösswendter, Dibon, Schrammel – Schwab, Szanto/Auer – Schaub, S. Hofmann, Murg – Joelinton

Ersatz: Knoflach/Strebinger – Sonnleitner, M. Hofmann, Kuen, Wöber, Malicsek, Kvilitaia, Jelic

Es fehlen: Traustason, Mocinic, Schobesberger (alle im Aufbautraining)

Altach: Lukse – Lienhart, Zech, Netzer, Galvao – Salomon, Jäger – Ngamaleu, Ngwat-Mahop, Dovedan – Aigner

Ersatz: Kobras – Sakic, Zwischenbrugger, Schreiner, Zivotic, Harrer, Luxbacher

Es fehlen: Prokopic (Achillessehnen-Teilabriss), Janeczek (gesperrt), Müller (bei U18-Nationalteam)