Dutzende Milchbauern stehen vor dem wirtschaftlichen Aus.

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Wien – In der Diskussion um 37 Milchbauern, die ihre Existenz durch fehlende Lieferverträge mit Molkereien gefährdet sehen, kritisiert Wolfgang Pirklhuber, Agrarsprecher der Grünen, Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP). Dieser habe bei der EU-Kommission für den Verarbeitungssektor zusätzlich 18 Millionen Euro beantragt, während die Mittel im Agrar-Umweltprogramm Öpul um 38 Millionen Euro gekürzt würden.

Pirklhuber fordert daher eine "umgehende Milchkrisensitzung" durch das Landwirtschaftsministerium. "Dass Molkereien, die über Jahrzehnte Millionen an öffentlichen Fördergeldern aus Landes-, Bundes- und EU-Mitteln erhalten haben, sich jetzt weigern, die Milch von 37 bäuerlichen Betrieben, darunter zahlreiche Biolandwirte, abzuholen, ist ein agrarpolitisches Desaster erster Klasse", betonte Pirklhuber am Freitag in einer Aussendung.

Milchbauern wollen NÖM zur Gänze übernehmen

Die "Milchgenossenschaft Niederösterreich" (MGN) will indes den niederösterreichischen Molkereikonzern NÖM zur Gänze übernehmen, schreibt die "Raiffeisenzeitung". Seit der Gründung der Milchgenossenschaft (1999) haben deren Milchbauern ihren Anteil an der NÖM sukzessive von 5,6 auf 25 Prozent ausgebaut.

Bisher gelang die Aufstockung durch Immobilienverkäufe beziehungsweise Dividendenerträge, ohne die MGN-Eigner zu belasten. Im nächsten Schritt wollen die Milchbauern jetzt von der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien als Haupteigentümer der NÖM AG auch die restlichen 75 Prozent übernehmen. In der MGN gibt es dazu schon einstimmige Vorstands- und Aufsichtsratsbeschlüsse, wie das Blatt unter Berufung auf MGN-Obmann Johann Krendl bei der Generalversammlung schreibt.

In den vergangenen Jahren habe die MGN 26 Millionen Euro in den Ankauf von NÖM-Anteilen investiert. Um den Kauf der restlichen 75 Prozent zu finanzieren, soll – so der Plan – der Genossenschaftsanteil der MGN-Milchbauern über acht Jahre jedes Jahr geringfügig von zwei auf zehn Cent erhöht werden. Ein Geschäftsanteil für 400 Kilo Jahresanlieferung entspreche derzeit acht Euro, also zwei Cent je Kilogramm. Zum Jahresende 2016 hielten die aktuell 3.324 MGN-Mitglieder insgesamt 1,018.751 Anteile im Wert von 8,15 Millionen Euro.

Gesprächsbereit äußerte sich der Obmann der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien, Erwin Hameseder. (APA, 14.4.2017)