Idylle spielt es anderswo. Die Querelen unter den Milchbauern gäben guten Stoff für einen Landkrimi her. Was bisher geschah: Landwirte rebellieren gegen die Marktmacht der Molkereien, Bauernbündler und Supermärkte. Doch sie pokern zu hoch: Der engagierte Versuch, Milch selbst zu vermarkten, scheitert. Zurück bleiben verbrannte Erde und drei Dutzend Betriebe, die das Ganze nun ausbaden. Für sie geht es um ihre Existenz. Milch freilich gibt es in Europa mehr als genug – kein Verarbeiter sieht sich nach den gegenseitigen Demütigungen also genötigt, sie unter sein rettendes Dach zu holen.

Was diese Geschichte lehrt: Für selbstbewusste Einzelkämpfer ist in Österreichs Landwirtschaft offenbar wenig Platz. Schon gar nicht, wenn sie härtere Töne anschlagen und hoffen, das verkrustete System aufbrechen zu können. Das Milchgeschäft gehört den Genossenschaften – wer nicht drinsitzt, findet sich allein auf weiter Flur, zumal Solidarität dünn gesät ist. Das ist ebenso ernüchternd wie die Botschaft, die den Bauern signalisiert wird: Wer überleben will, sollte sich hüten, gegen Branchenkollegen und eingesessene Funktionäre aufzumucken.

Österreichs Agrarpolitik wird die nunmehr im luftleeren Raum stehenden Landwirte ohne Abnehmer vermutlich voller Schadenfreude noch ein bisserl zappeln lassen. Nicht zuletzt fielen sie ja auch einer falschen Einschätzung der Marktmachtmechanismen zum Opfer. Dann wird sich wohl in letzter Minute ein Retter aufschwingen und für die – bis dahin aus dessen Sicht hoffentlich Geläuterten – eine gönnerhafte Lösung aus dem Hut zaubern. Ein unwürdiges Schauspiel bleibt es in jedem Fall. (Verena Kainrath, 13.4.2017)