Geschätzte Herren, Sie kennen den Unterschied zwischen einem Sir und einem Sexisten? Zur Sicherheit: Ersterer gesteht ohne Umschweife einen Fehler ein, sollte er frau in Worten oder Taten zu nahe getreten sein. Letzterer versucht, lieber das Problem mit einem gewaltigen Wortschwall kleinzureden. Wer daran zweifelt, werfe einen Blick in die gar nicht so sozialen Netzwerke.

Denn dort wird das jüngste Inserat des Bundesheeres, das Mädchen für das Militär begeistern soll, von Männern gegen "verhärmte" und "humorresistente" Feministinnen verteidigt, als ginge es um die Abwehr eines Angriffskrieges. Doch Fakt ist und bleibt: Der Titel des Sujets "Karriere mit BH" verdient das Prädikat "diskriminierend". Weil er Mädchen und Frauen allesamt zu BH-Trägerinnen degradiert – und damit quasi auf ihre Oberweite reduziert. Umgekehrt wäre bisher wohl kein Mensch auf die Idee gekommen, Burschen und Männer mit Verweis auf ihre Unterflak in Mangelberufe zu locken. Im Bundesheer selbst hat man den sexistischen Fehltritt sofort erfasst, klar benannt und umgehend als "letztklassig" abqualifiziert – wie es sich für eine staatliche Institution gehört, die im Ernstfall hochsensible Entscheidungen treffen muss.

Während man im echten Leben also längst zur Tagesordnung übergehen kann, überschlagen sich im Web die BH-Witz-Herrklärer mit noch schlimmeren Schlüpfrigkeiten – und das grosso modo feige hinter anonymen Nicknames. (Nina Weißensteiner, 13.4.2017)