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4.000 Quadratmeter groß ist der Sitzungssaal des Pjöngjanger Pseudoparlaments.

Foto: REUTERS/KCNA

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Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un applaudiert.

Foto: NKO via AP Photo

"Manse!", schallt es am Dienstag wieder durch die Mansudae-Kongresshalle im Zentrum Pjöngjangs, wo die 687 Abgeordneten des nordkoreanischen Parlaments zu ihrer jährlichen Versammlung zusammentreten. Der Gruß, zu Deutsch etwa "Er lebe lang!", gilt Kim Jong-un, dem Machthaber des isolierten Landes. Die Oberste Volksversammlung gilt gemeinhin als Scheinparlament, das die Entscheidungen der Staatsführung, also der regierenden Arbeiterpartei und des Präsidenten, ohne Diskussion abnickt.

Das Gremium tagt nur ein- oder zweimal im Jahr, meist für einen Tag. Angaben zur Tagesordnung wurden nicht gemacht. Die Parlamentarier, die des Konvents wegen aus allen Teilen der Demokratischen Volksrepublik in die Hauptstadt reisen, treffen sich nach Ansicht von Beobachtern aber nicht eben zufällig heute.

Nationale Stärke

Fünf Jahre ist es her, dass der junge Diktator seinen Vater Kim Jong-il beerbte. Während der Ton zwischen den USA und dem Regime in Pjöngjang von Tag zu Tag rauer wird, sei die Huldigung des Präsidenten Hauptzweck der diesjährige Sitzung. Der zweite, aktuell ebenfalls bedeutende Zweck ist dem britischen Koreaforscher Kevin Grey zufolge die Betonung nationaler Stärke, zu Koreanisch Byungjin. Wirtschaftlicher Fortschritt und nukleare Aufrüstung, so die Formel, solle den USA, die einen Kriegsschiffverband in die See vor Korea verlegen, die Stirn bieten. Kim könnte die pseudoparlamentarische Kulisse der 13. Obersten Volksversammlung auch als Forum nutzen, einmal mehr die offizielle Anerkennung Nordkoreas als Nuklearmacht zu fordern.

Einblick in das Delegiertenleben

Damit die Delegierten den nach außen hin gewünschten ordentlichen Eindruck abgeben, erhalten sie fünfzehn Tage vor der Sitzung einen neuen, von einer staatlichen Stelle maßgeschneiderten Anzug, berichtete 2014 ein ehemaliger Teilnehmer der britischen Zeitung "Guardian". Per eigens zugewiesenem Schlafwagenabteil im Zug legen sie die Anreise in die Hauptstadt zurück; im Doppelzimmer des riesenhaften Yanggakdo-International-Hotel verbringen sie die Nacht; untertags wohnen sie der Sitzung bei und besichtigen in der Freizeit die Sehenswürdigkeiten Pjöngjangs. Bevor die Delegierten wieder zurück in ihre Heimatorte gekarrt werden, werden ihnen materielle Annehmlichkeiten zuteil, ein Kühlschrank etwa oder ein Farbfernsehgerät.

Zuletzt hatte das Parlament im Juni 2016 getagt. Damals wurde Kim Jong-un zum Vorsitzenden einer neuen obersten Regierungskommission ernannt, womit er seine absolute Machtposition untermauerte. (flon, 11.4.2017)