Vor genau 200 Jahren beschrieb der Londoner Arzt James Parkinson in seinem Aufsatz "Über die Schüttellähmung" erstmals die Hauptsymptome einer Erkrankung, die später nach ihm benannt werden sollte. "Morbus Parkinson ist eine neurodegenerative Erkrankung. Sie betrifft weltweit etwa sieben bis zehn Millionen Menschen, in Österreich sind aktuell etwa 16.000 Menschen erkrankt", sagt Eduard Auff von der MedUni Wien, Präsident der Österreichischen Parkinson-Gesellschaft, anlässlich des Welt-Parkinsontags. "Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen. Schätzungen zufolge dürfte sich die Zahl der Fälle schon aufgrund der steigenden Lebenserwartung bis 2030 zumindest verdoppeln."

Eine Heilung der Parkinson-Erkrankung oder eine Modifikation des Krankheitsverlaufs ist bis heute nicht möglich, auch wenn Forschergruppen weltweit intensiv verschiedenen Therapieoptionen nachgehen, darunter beispielsweise immunologischen Ansätzen – "Parkinson-Impfung" – oder dem Einsatz pluripotenter Stammzellen.

Symptome lindern

Die Früherkennung hat selbst ohne krankheitsmodifizierende Behandlungsmethoden einen wichtigen Nutzen für Betroffene, betont Auff: "Eine möglichst frühe Diagnose ist schon deshalb von Bedeutung, weil wir heute zahlreiche Therapieoptionen haben, um die motorischen und nichtmotorischen Symptome der Parkinson Erkrankung in den unterschiedlichen Stadien, der jeweiligen individuellen Situation angepasst, zu verbessern."

Die Palette reiche von verschiedenen medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten bis hin zu invasiven und operativen Verfahren – wie beispielweise der tiefen Hirnstimulation – für ausgewählte Patientengruppen. All das verbessere sehr deutlich die Lebensqualität Betroffener und viele Patienten können durch eine gute Symptomkontrolle über einen langen Zeitraum ein weitgehend unbehindertes Leben führen.

Mit Bewegung zu mehr Lebensqualität

Viele neue Erkenntnisse gibt es zu nichtmedikamentösen Interventionen, die günstig auf Symptome wirken und die Lebensqualität von Patienten positiv beeinflussen. Dabei geht es nicht nur um physiotherapeutische Maßnahmen im engeren Sinn, so Auff. Eine Reihe an Studien habe sich allein in den vergangenen vier Jahren mit den vielfältigen Wirkungen von körperlicher Bewegung und Aktivierung beschäftigt, etwa Geräte-gestütztes Krafttraining, verschiedenste Ausdauersportarten, Tai-Chi, Qi Gong oder auch Tanzen.

Die Evidenz für den spezifischen Nutzen mit Auswirkungen auf Krankheitssymptome, aber auch eine unspezifische Verbesserung des Wohlbefindens, ist mittlerweile sehr gut dokumentiert. "Wir sollten also unseren Patienten empfehlen, auch selbst mit unterschiedlichen körperlichen und sportlichen Aktivitäten zur Verbesserung beizutragen", sagt Auff.

Warnhinweise ernst nehmen

Bei der Früherkennung spielen auch Angehörige eine wichtige Rolle, da sie Krankheits-typische Veränderungen oft noch früher wahrnehmen als Betroffene selbst. Warnhinweise sind zum Beispiel Muskelsteifigkeit mit Gelenksschmerzen und Zittern nur einer Hand in Ruhe, verlangsamte Bewegungen, das Schleifen eines Fußes beim Gehen, eine deutliche Verkleinerung der Schrift oder eine Veränderung der Mimik.

"Besteht aufgrund solcher Anzeichen der Verdacht, die betroffene Person könnte an Morbus Parkinson leiden, sollte für die exakte Diagnose ein Spezialist konsultiert werden", rät Auff. "Die frühe Diagnose und Differentialdiagnose beruhen vor allem auf einer kompetenten neurologischen Anamnese und Untersuchung." Die Phase, in der Betroffene ohne starke Einschränkung leben können, hat sich stark verlängert. (red, 11.4.2017)