Mumbai – Die indische Polizei hat den mutmaßlichen Hauptverdächtigen einer Riesen-Betrugsmaschinerie gefasst, mit der zahlreiche US-Bürger um ihr Geld gebracht wurden. Der 24-jährige Sagar Thakkar habe nach seiner Festnahme am Flughafen von Mumbai gestanden, sagte ein Polizeivertreter des Distrikts Thane am Montag der Nachrichtenagentur AFP.

Thakkar alias "Shaggy" soll zum Höhepunkt der Betrügereien täglich mehr als zehn Millionen Rupien (rund 140.000 Euro) verdient haben. Dafür ließ er hunderte Menschen fast ein Jahr lang für sich arbeiten, bevor die Masche im Oktober aufflog. Damals wurden mehr als 770 Verdächtige gefasst, die rund 15.000 US-Bürger betrogen haben sollen. Thakkar selbst floh nach Dubai, wurde aber am Samstag bei seiner Rückkehr nach Indien festgenommen.

Die Verdächtigen gaben sich am Telefon als Mitarbeiter der US-Steuerbehörde IRS aus und forderten ihre Opfer auf, saftige Nachzahlungen zu leisten. Wenn diese sich weigerten, wurde ihnen teilweise mit Gefängnisstrafen gedroht. Die US-Justiz beschuldigte insgesamt 61 Menschen, an der Betrugsmaschinerie beteiligt gewesen zu sein.

Den Ermittlern zufolge wurden die Betrüger darin geschult, mit einem amerikanischen Akzent zu sprechen. Die ausgehende Telefonnummer wurde so manipuliert, dass es für die Betrogenen so aussah, als würden sie von einem US-Anschluss angerufen. Teilweise nannten die Betrüger sogar die echten Ausweisnummern von IRS-Mitarbeitern, um ihre Opfer zu täuschen. Zahlen mussten die vermeintlich Säumigen über Prepaid-Karten etwa von der Supermarktkette Walmart oder Geschenkkarten von iTunes.

Indien wurde Anfang der 2000er-Jahre zur weltweiten Hauptstadt der Call-Zentren. Zahlreiche ausländische Firmen nutzen die gut ausgebildeten, Englisch sprechenden indischen Arbeitnehmer für Telefon-Kundencenter und profitieren von den geringeren Lohnkosten. (APA/AFP, 10.4.2017)