Der Neubau von Wohnungen in Wien soll kräftig angekurbelt werden – von rund 10.000 jährlich auf 13.000 ab dem Jahr 2019. Die Übergangslösung mit schnell zu errichtenden temporären Wohnbauten ist aber vorerst weitgehend gefloppt.

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Wien – Sie waren ein Teil der im Vorjahr von Bürgermeister Michael Häupl und Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (beide SPÖ) angekündigten Wohnbauoffensive. Als "Sofortprogramm" sollten 1000 temporäre Wohnungen in System- und Leichtbauweise errichtet werden, um die Wohnungsknappheit in der wachsenden Stadt Wien zu entschärfen. Bei der Präsentation im Juni 2016 wurde ein Fertigstellungstermin Ende 2017 angepeilt. Geplant waren Bauten aus Holz oder Leichtbeton auf Flächen, die nur übergangsmäßig einige Jahre zur Verfügung stehen.

Nur zwei Projekte

Das ehrgeizige Vorhaben ist gefloppt: Denn abseits der schon im Juni des Vorjahres präsentierten beiden Pilotprojekte in den Bezirken Floridsdorf und Donaustadt gibt es keine neuen Planungen. "Weitere Projekte sind seitens der Bauträger nicht eingereicht worden", heißt es in einer Stellungnahme aus dem Büro Ludwig dem STANDARD gegenüber. Somit entstehen vorerst anstatt der angekündigten 1000 mobilen Wohnungen nur rund 330 Einheiten.

Das größere Bauvorhaben im 21. Bezirk – im Bereich Siemensstraße, Heinrich-von-Buol-Gasse und Josef-Brazdovics-Straße – umfasst 230 Wohnungen. Sie entstehen temporär auf einem Betriebsbaugebiet. Weitere 100 Wohnungen sind in der Podhagskygasse im 22. Bezirk auf einem Areal mit Bausperre vorgesehen. Die Wohnungen sollen auf beiden Standorten für einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren zur Verfügung stehen. Danach könnten die Bausysteme ab- und auf anderen temporär nutzbaren Gebieten erneut aufgebaut oder recycelt werden.

Probleme und Verzögerungen

Aber schon bei der Realisierung der beiden Pilotprojekte gibt es Probleme. Der geplante Baustart im Herbst 2016 hat sich ordentlich verzögert. Im März hieß es aus dem Büro Ludwig, dass dieser "unmittelbar" bevorstehe. Damit wackeln auch die angepeilten Fertigstellungszeitpunkte der Projekte Ende 2017.

Die temporären Wohnbauten sollen rasch kostengünstigen Wohnraum schaffen. Bei einer geschätzten Bauzeit von sechs bis zwölf Monaten wäre das laut Stadt doppelt so schnell wie bei einer konventionellen Bauweise. Hauptzielgruppe sind junge Wiener und Personen, die günstige, temporäre Wohnungen brauchen.

Voraussetzung Wiener Wohn-Ticket

Der Mietpreis ist bei 7,50 Euro brutto pro Quadratmeter gedeckelt. Anders als bei den Smart-Wohnungen ist aber kein Eigenmittelbeitrag fällig. Zwei Drittel der Wohnungen sollen über die Wohnberatung Wien vergeben werden. Ein Drittel der Wohnungen ist für den Fonds Soziales Wien reserviert, der Wohnungen für soziale Projekte an NGOs wie die Caritas vergeben will.

Voraussetzung für den Zugang zu diesem Angebot ist das Wiener Wohn-Ticket: Antragsteller müssen etwa ihren Hauptwohnsitz seit zwei Jahren in Wien haben. Diese Kriterien gelten auch für Asylberechtigte. Die Stadt hat für das Sofortprogramm 30 Millionen Euro reserviert. Diese dürften nach derzeitigem Stand bei weitem nicht ausgeschöpft werden.

Wohnungsknappheit droht

Im Ausnahmejahr 2015 ist Wien – inklusive Flüchtlingsbewegungen – laut Statistik Austria um 42.900 Einwohner gewachsen. Im Vorjahr waren es 27.700 Personen. Um der drohenden Wohnungsknappheit und steigenden Mieten Einhalt zu gebieten, kündigte Ludwig Anfang 2016 an, neben der Übergangslösung mit den temporären Wohnbauten die Neubauleistung signifikant nach oben zu schrauben. Ab dem Jahr 2019 sollen 13.000 Wohnungen pro Jahr (davon 9000 geförderte) übergeben werden –DER STANDARD berichtete.

2015 wurde laut dem Büro Ludwig eine Gesamtneubauleistung, also gefördert und freifinanziert, von 10.500 erfasst. Geförderte Wohnungen wurden 7145 fertiggestellt. Für 2016 liegen noch keine endgültigen Daten vor. (David Krutzler, 10.4.2017)