Sie kommen aus dem Libanon, machen Rockmusik und gastieren nun zweimal in Österreich.

Foto: Handout

Graz – Nach 1945 prägten westliche, insbesondere französische Einflüsse den Libanon. Bis in die 1960er galt der Nahoststaat deshalb als die "Schweiz des Orients". Seit vor mehr als 40 Jahren aber der erste Bürgerkrieg ausbrach, weitere Kriege und Krisen folgten, ist nichts mehr wie früher.

Aktuell kommt zu den hausgemachten Problemen noch der Syrienkrieg, vor dem eine Million Menschen in den Libanon flohen. Umso verwunderlicher, dass trotz dieser Lebensbedingungen nicht nur junge Leute dem globalen Phänomen Popkultur neue Facetten abgewinnen. In den letzten Jahren hat sich in Beirut eine kreative Kunst- und Kulturszene entwickelt, zu der Rockgruppen gehören, die jetzt auch verstärkt in Europa wahrgenommen werden.

So gastierten neulich die Garagenbluesrocker The Wanton Bishops in Wien. Jetzt kommt eine andere libanesische Combo: Who Killed Bruce Lee wurde 2009 gegründet, Leadsänger und Gitarrist Wassim Bou Malham, Keyboarder Hassib Dergham, Bassist Pascal Sarkis sowie Schlagzeuger Malek Rizkallah spielten schon zuvor in lokalen Combos. Laut Rizkallah gibt es in Beirut drei Clubs für Livekonzerte, etliche Kollegen treten deshalb auch öfters auf der Straße auf.

Anfänglich coverten Who Killed Bruce Lee vor allem Songs von LCD Soundsystem, The Strokes und den Queens of the Stone Age. Inzwischen hat das Quartett letzten Jahres sein durch Crowdfunding finanziertes Debütalbum Distant Rendezvous veröffentlicht. Tanzbarer Rock mit Synthies, ein Mix aus den Arctic Monkeys, Doors und Led Zeppelin – Letztere auch die großen Vorbilder der Band. Wichtig ist Frontmann Wassim Bou Malham die Interaktion mit dem Publikum, um jede Show zu einer großen Party zu machen.

In seiner Heimat gibt es für dieses direkte Zugehen auf fremde Menschen den Begriff Kosh Bosh. Neuerdings hat sich Who Killed Bruce Lee aber doch etwas vom Libanon entfernt: Nach Auftritten im WDR-Rockpalast wurde das Debütalbum in Deutschland produziert, dazu kommt, dass Dave Gappa von der Rap-Rock-Band H-Blockx ein großer Fan von Who Killed Bruce Lee ist. Momentan leben die Libanesen in dessen Heimatstadt Münster – wenn sie nicht gerade auf Tour sind. (Gerhard Dorfi, 7.4.2017)