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Abschuss einer Tomahawk Rakete von der USS Ross.

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US-Präsident Donald Trump begründete den Angriff mit dem syrischen Giftgasangriff vom Dienstag.

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Ein Luftbild des Militärstützpunktes Shayrat nahe der syrischen Stadt Homs.

Foto: Courtesy U.S. Department of Defense/Handout via REUTERS

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Die US-Angriffe wurden zum Teil vom US-Zerstörer USS Ross aus gestartet. Die USS Ross ist im Mittelmeer stationiert.

Foto: Robert S. Price/Courtesy U.S. Navy/Handout via REUTERS ATTENTION EDITORS

Washington – Die USA haben in der Nacht auf Freitag einen Luftwaffenstützpunkt in Syrien angegriffen. Dutzende Präzisionsraketen seien auf die Luftwaffenbasis Shayrat abgefeuert worden, teilte die US-Regierung mit. Der Stützpunkt liegt im Südosten der syrischen Stadt Homs. US-Präsident Donald Trump begründete den Einsatz mit dem syrischen Giftgasangriff vom Dienstag. In einem kurzen TV-Auftritt rief die Weltgemeinschaft auf, "das Schlachten und das Blutbad" in Syrien zu beenden. Laut der in London ansässigen syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurde der Luftwaffenstützpunkt fast vollständig zerstört. Fünf Menschen kamen bei dem Angriff ums Leben.

Keine große Militärintervention geplant

Der Angriff ist offenbar nicht der Auftakt für eine große Militärintervention der USA in Syrien. Es habe sich um ein "einmaliges" Ereignis gehandelt, sagte ein Pentagon-Vertreter am späten Donnerstagabend (Ortszeit) in Washington. Der Angriff lasse nicht auf eine größere Änderung in der politischen Prioritätensetzung von Präsident Trump schließen, sagte der Regierungsbeamte. Es gebe keine Pläne für eine weitere Eskalation der Feindseligkeiten.

Russland: Ernsthaftes Hindernis im Kampf gegen Terror

Die russische Führung unter Präsident Wladimir Putin hat den US-Angriff auf einen Luftwaffenstützpunkt in Syrien scharf verurteilt. Es handle sich um einen "Angriff gegen einen souveränen Staat", erklärte der Kreml am Freitag. Die Luftangriffe verletzten internationales Recht und seien ein ernsthaftes Hindernis für die Bildung einer internationalen Koalition im Kampf gegen Terrorismus. Russland steht im Syrien-Konflikt an der Seite des syrischen Staatschefs Bashar al-Assad.

Nach der Durchführung der Luftangriffe will Russland eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates fordern, teilte der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses in der russischen Staatsduma, Viktor Oserow, am Freitag mit.

Kritik aus dem Iran, Unterstützung aus Israel und Saudi-Arabien

Während der Iran die Angriffe verurteilt, loben Israel und Saudi-Arabien die US-Luftschläge. Trump habe eine "starke und klare Botschaft" ausgesendet, dass der Gebrauch und die Verbreitung von Chemiewaffen nicht toleriert werde, erklärte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu am Freitag. Das saudische Außenministerium habe den USA die volle Unterstützung zugesichert, teilt die Regierung in Riad mit. Es sei eine "mutige Entscheidung" Trumps.

"Der Iran verurteilt solche einseitigen Angriffe... solche Maßnahmen werden die Terroristen in Syrien stärken ... und die Situation in Syrien und der Region verkomplizieren", zitierte die Nachrichtenagentur ISNA den Sprecher des iranischen Außenministeriums, Bahram Qasemi.

Unterstützung für den Luftangriff äußerte unterdessen die britische Regierung. Das Vorgehen sei eine angemessene Antwort auf den "barbarischen Chemiewaffenangriff" der syrischen Regierung, sagte ein Sprecher von Premierministerin Theresa May.

Moskau im Vorfeld informiert

Russland wurde offenbar im Vorfeld über die Luftangriffe informiert. Das teilte das US-Verteidigungsministerium am Donnerstagabend (Ortszeit) mit. Pentagon-Sprecher Jeff Davis sagte, dass bewusst jene Teile der Basis ausgespart worden seien, in denen sich vermutlich russische Soldaten aufhielten. Im Visier seien Flugzeuge, Start- und Landebahnen sowie Treibstofflager gewesen, teilte das Pentagon mit. Es seien insgesamt 59 Marschflugkörper von Kriegsschiffen im östlichen Mittelmeer abgefeuert worden. Es habe sich um die Schiffe "USS Porter" und "USS Ross" gehandelt.

Es habe "zahlreiche" Gespräche mit russischer Seite vor dem Angriff am Donnerstag gewesen. US-Außeminister Rex Tillerson betonte in diesem Zusammenhang: "Wir haben uns nicht um eine Erlaubnis durch Moskau bemüht."

Trump: Nationale Sicherheitsinteressen berührt

Von seinem Privatdomizil Mar-a-Lago aus begründete Trump den Einsatz: "Heute Abend habe ich den Auftrag gegeben, jene syrische Militärbasis, von der der Giftgasangriff ausging, anzugreifen. Es liegt in unserem nationalen Sicherheitsinteresse die Verbreitung und Verwendung von tödlichen Chemiewaffen zu verhindern."

Das Statement von US-Präsident Trump zum Luftangriff in Syrien.
The White House

Assad hat jede Verantwortung für den Giftgasangriff zurückgewiesen. "Ich betone, dass wir diese Art von Waffen nicht eingesetzt haben und nicht einsetzen werden, weder gegen Zivilisten noch gegen Terroristen", sagte Assads Außenminister Walid al-Muallim am Donnerstag. US-Geheimdienste vermuten, dass Assad einige Chemiewaffen zurückbehalten hat, die er nach einem Abkommen aus dem Jahr 2013 eigentlich hätte aushändigen müssen.

Syrische Opposition: "Sehr wichtige Reaktion"

Talal Barasi, Gouvernor von Homs, sagte im syrische Staatsfernsehen: "Das waren nicht die ersten Angriffe und ich glaube nicht, dass es die letzten waren." Er verurteilte die Angriffe. Die in Al-Shayrat stationierten Flieger seien eine wichtige Stütze im Kampf gegen die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in der Region Palmyra. Durch den Angriff werde der Kampf gegen die Terroristen geschwächt. Die syrische Führung werde ihre Politik nicht ändern. Er hoffe, dass die Zahl der Todesopfer nicht hoch sei, aber es sei materieller Schaden entstanden: "Es gibt Märtyrer, aber wir haben noch keine Bilanz der Märtyrer und Verletzten", sagte Talal Barasi am Freitag.

Aus syrischen Militärkreisen hieß es, zwei Start- und Landebahnen seien zerstört worden. Auch Treibstofflager seien getroffen worden. Auf dem Stützpunkt seien mehrere Feuer ausgebrochen, die noch nicht unter Kontrolle seien, sagte Barasi. Menschen hätten Verbrennungen erlitten.

Die syrische Opposition hingegen hat den US-Angriff als "sehr wichtige Reaktion" gelobt. "Dies sollte der Anfang davon sein, dem Regime zu sagen, dass es nicht ungestraft bleiben kann", erklärte der Sprecher des in Istanbul ansässigen Oppositionsbündnisses Syrische Nationale Koalition, Ahmed Ramadan.

Drei Optionen für Trump

Herbert Reimond McMaster, Donald Trumps Nationaler Sicherheitsberater, bestätigte ebenfalls die Angriffe. Man habe dem Präsidenten drei Optionen unterbreitet. Er hätte sich am Donnerstag für die Luftangriffe entschieden.

Der Westen wirft Syriens Präsident Baschar al-Assad vor, für einen mutmaßlichen Giftgasangriff verantwortlich zu sein. Am Dienstag waren in der nordsyrischen Stadt Khan Sheikhun nach Angaben der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mindestens 86 Zivilisten getötet worden. Nach US-Angaben vom Donnerstag wurde ein Sarin-ähnliches Nervengas benutzt. (red, Reuters, 7.4.2017)