Videos und Live-Ticker auf allen tschechischen Kanälen: Wäre das Ende der Intervention gegen einen Kursanstieg der Krone nur eine Angelegenheit für finanzpolitische Feinschmecker, dann wäre das enorme Medieninteresse kaum zu erklären. Doch eine starke Währung gilt, ob zu Recht oder nicht, als Symbol für Prosperität – und in einer ehemals kommunistischen Gesellschaft auch als äußeres Zeichen des "Aufschließens" an den Westen.

Mehr als drei Jahre lang hatte die tschechische Nationalbank nun den Kurs der Krone durch Devisenankäufe künstlich niedrig gehalten. Das Argument dafür war der Kampf gegen eine mögliche Deflation. Die Exportwirtschaft und die heimische Tourismusindustrie freuten sich, andere Unternehmenszweige und viele Bürger waren von ihrem internationalen Kaufkraftverlust weniger begeistert.

Experten erwarten nun Schwankungen, aber keine dramatischen. Die Krone wird sich – wie auch die Exportindustrie – wieder vermehrt nach Angebot und Nachfrage richten müssen. Die ökonomische Entwicklung und die niedrige Arbeitslosigkeit in Tschechien zeigen, dass die Wirtschaft des Landes ohnehin weit mehr zu bieten hat, als billige Werkbank für ausländische Importeure zu sein.

Und die Touristen aus dem Euroraum? Für sie wird der Tschechien-Urlaub künftig vielleicht ein wenig teurer – doch auch sie träumen wohl längst nicht mehr von Billigsdorf, wenn sie nach Prag, Brünn oder Krumau fahren. (Gerald Schubert, 6.4.2017)