Christina Scherrer und Maria Spanring als maschinenartige Nymphen

Foto: Luca Fuchs

Wien – Drei androide Nymphen mit aquatürkisem Haar und Ganzkörperanzügen leben mit einem Fisch, den sie Vater nennen, weit unter der Wasseroberfläche, irgendwann in der Zukunft. Ein schwarzes, stinkendes Loch steht bedrohlich am Himmel. Die Menschen haben sich schon lange gegenseitig ersäuft, aufgeweichte Menschenleiber treiben im Meer und vergiften das Wasser. Europa ist untergegangen, womöglich die Apokalypse eingetreten. Doch die Toten sprechen noch aus den Nymphen. Ein Attentäter, der im Boot nach Europa übersetzen wollte, oder ein Fahnenträger, der im Krieg gefallen ist, erzählen so bruchstückartig ihre Geschichte. Alterio Spinellis Vision eines vereinten Europas hallt noch immer unbeirrt im Raum, während die Nymphen nach Ursachen suchen und über mögliche Auswege philosophieren.

Aus heiterem Himmel ist der dritte und letzte Teil der Good- bye Europe-Reihe der Gruppe [artfusion] im Kosmos-Theater. Während in den ersten zwei Teilen Vergangenheit und Gegenwart von Europa thematisiert wurden, widmet sich das Stück nun der Zukunft. Autorin und Regisseurin Bärbel Strehlau zeigt ein postapokalyptisches Europa, das Ergebnis einer ausweglosen Utopie. Die Kostüme, die Musik und die fragil wirkenden Projektionen schaffen eine surreale Stimmung. Die Körper der Schauspielerinnen formen sich in Choreografien zu Figuren, die wie Seeanemonen im Wasserstrom zu treiben scheinen und schon im nächsten Augenblick stocken und stottern. Die Darstellerinnen spielen mit viel Feingefühl.

Mehr Fragen als Antworten

Das Stück ist textlastig, die Dialoge wirr und komplex, und die Spielweise wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Gerade wenn man denkt, die Handlung durchschaut zu haben, überrascht diese wieder mit einem dramaturgischen Bruch. Zum Beispiel, wenn plötzlich der Scheinwerfer wie zufällig auf eine der Sitzreihen gerichtet wird und die Nymphen einen jungen Mann auf die Bühne holen. Bei jeder Vorstellung wird so ein Gast aus Politik, Kunst oder Wissenschaft in das Stück "gebeamt", bei der Uraufführung am Dienstag war es der Rapper Skero.

Er soll an der Festtafel erzählen, wie er die Welt verändern möchte und was er auf einen Kometen malen würde. Trotz solcher Auflockerungselemente schafft es das Stück nicht, eine konstante Spannung zu erzeugen. Spätestens nach der Pause und nachdem ein Zeitreisender ins Spiel kommt, fällt das Folgen schwer. Man bleibt ratlos zurück, zögerlicher Applaus. (Eva Walisch, 6.4.2017)