In der Anlage werden Algen in 5,5 Meter hohen und 65 Millimeter starken Glasröhren ihre Arbeit – nämlich Fotosynthese – verrichten.

Foto: David Hinojosa

Wien – Der für Mitte April angepeilte Baubeginn kann erfolgen, sein Okay zur Errichtung der ersten industriellen Algenzucht Österreichs habe er gegeben. "Die Finanzierung steht", sagt Johann Mörwald, Vorstandschef der in Bruck an der Leitha ansässigen Ecoduna. Neben Bankdarlehen und Fördermitteln aus öffentlichen Töpfen hat auch privates Kapital den Bau der 18 Millionen Euro teuren Anlage ermöglicht, das Ecoduna im Februar über eine vier Millionen Euro schwere Kapitalerhöhung erlöst hat.

In einem ein Hektar großen Glashaus wird die Firma bis Dezember 43.000 untereinander verbundene Röhren, die als Photo-Bioreaktoren bezeichnet werden, installieren. Darin sollen spätestens ab Anfang Jänner nächsten Jahres grün schimmernde Mikroorganismen gedeihen.

Von dieser Algenzucht erhofft sich Mörwald im ersten Betriebsjahr eine Ausbeute von 70 bis 90 Tonnen Biomasse, aus der Nahrungsergänzungsmittel wie vegane Omega-3-Fettsäuren extrahiert werden können. "Wenn wir 90 Tonnen schaffen", sagt Mörwald, "sind wir bei etwa neun Millionen Euro Umsatz." Für diese Menge gebe es Interessenten und Gesprächspartner, mit denen die "Vertragspipeline sukzessive befüllt" werden soll.

Personal wird aufgestockt

Abgesehen von der Lebensmittelindustrie sind diverse Algensorten die Grundlage für etliche Substanzen. Diese kommen in verschiedenen Bereichen und Branchen zum Einsatz wie etwa in der Medizin und Pharma, der Chemie- und Kosmetikindustrie sowie in der Tiernahrung. Für den Vollbetrieb der Anlage soll der Mitarbeiterstand von derzeit 19 auf 30 Personen aufgestockt werden. Wenn der erste Hektar produktiv laufe und damit Geld verdient werde, kann laut Mörwald über einen Ausbau der Anlage – die vorhandene Fläche würde für eine Vervierfachung reichen – nachgedacht werden.

Nach dem Bau einer eigenen Forschungsanlage wurde bereits 2014 eine für Symbiosis Kalundborg, ein symbiotisches Industrienetzwerk in Dänemark, errichtet. Dort angesiedelte Firmen kooperieren durch die gegenseitige Nutzung der Produkte und die Teilung von Ressourcen. Die Ecoduna-Anlage reinigt dort gegen eine Betreuungspauschale belastetes Wasser durch Algenenzyme.

Der Break-even ist für Mörwald derzeit noch kein vorrangiges Thema: "Wir machen schon im ersten Jahr einen operativen Gewinn, haben aber noch Schulden aus der Finanzierung." Diese sollen bis 2020 weitgehend abgebaut sein, dann könne auch die Hauptversammlung erstmals über die Ausschüttung einer Dividende entscheiden. Wie können die Aktionäre ihre Anteile wieder veräußern? Dazu stellt Mörwald entweder einen Börsengang in Aussicht oder einen gänzlichen Verkauf des Unternehmens – bis dahin müssten die rund 400 Ecoduna-Aktionäre "durchhalten". (Alexander Hahn, 10.4.2017)