Die Versandhandelsgruppe Unito, zu der unter anderem die Marken Quelle, Otto und Universal gehören, sieht für die Zukunft einige Trends, die ihr Geschäft befeuern sollen. Ab 2018 will Otto in Österreich Produkte auch vermieten statt nur zu verkaufen. In Deutschland wird das bereits getestet. Geld werde man damit vorerst nicht verdienen, räumte Unito-Chef Harald Gutschi am Donnerstag ein.

Die Anlaufkosten von "einigen Millionen" nimmt das Unternehmen aber in Kauf, um Kunden zu gewinnen. Gerade für technische Produkte – von der Waschmaschine bis zum Fernseher – sieht Gutschi Vermiet-Potenzial. Aber auch Bekleidung eigne sich zum Herborgen. "Denken Sie an Anlassmode. Von Trachten über Brautmode bis zu Ballkleidern", sagte Gutschi bei einem Pressegespräch in Wien.

Miete

Auch andere Firmen haben den Trend zum Mieten erkannt. Die Sporthandelskette Hervis testet dieses Service gerade, in Deutschland versucht sich neben Otto auch Media Markt.

Abgesehen von Mieten steht Mobile bei Unito hoch im Kurs. Die Besuche und Einkäufe über mobile Geräte wie Smartphones oder Tablets wachsen rasant. "Mobile ist zur Fernbedienung des Lebens geworden", so Gutschi. Das Kataloggeschäft, dazu zählen auch Wurfsendungen per Post, ist stark rückläufig. Während der Online-Umsatz von Unito 2016/17 um fast 5 Prozent auf 303,6 Mio. Euro anstieg, sank das Print-Geschäft von 46,4 auf 37,6 Mio. Euro.

In den vergangenen sieben Jahren seien die Online-Umsätze im Schnitt um 24 Prozent gewachsen, Print hingegen durchschnittlich um 17 Prozent gesunken. "Print hat nur noch die Rolle, den Online-Shop zu befeuern und Markenbotschafter zu sein", sagte der Unito-Chef.

"Vor vielen Jahren hat man gesagt, man kann nicht alles online verkaufen"

Als "das nächste große Ding" bezeichnete Gutschi den Versand von Möbeln. "Vor vielen Jahren hat man gesagt, man kann nicht alles online verkaufen. Das gilt heute nicht mehr. Mittlerweile werden selbst Autos im Internet verkauft." Möbel verkauften sich "wie verrückt", die Otto Group mache allein im D-A-CH-Raum Milliarden Umsätze damit. Zu Unito gehört auch der Online-Möbelhändler "Ideas for Home".

Immer erfinderischer wird der Online-Handel im Bereich Zustellung. Unito investierte im Vorjahr Millionen in die Logistik, weshalb die Umsätze 2016 nicht so stark anzogen wie sonst. In Deutschland testet Otto sogar einen Zustellroboter. Andere Unternehmen experimentieren mit Drohnen oder testen die Retouren-Abholung direkt beim Kunden. "Die letzte Meile bis zur Haustüre des Kunden ist entscheidend", weiß Gutschi.

Unito ist in Österreich mit all seinen Marken nach Amazon und vor Zalando auf Platz 2 unter den Onlinehändlern. Zur Gruppe gehören acht Marken in sieben Ländern mit 21 Online-Shops. 2016 setzte Unito 341,2 Mio. Euro um und beschäftigte rund 600 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Das Unternehmen erzielt im Schnitt eine Vorsteuer-Rendite (EBT-Rendite) von 3 bis 5 Prozent. Für 2017/18 wird ein Umsatz von 375 bis 410 Mio. Euro angepeilt. Bis 2020/21 sollen die Erlöse auf 550 Mio. Euro ansteigen, so das Ziel.

Den Start des neuen Marktplatzes Shöpping der Österreichischen Post sieht Gutschi sehr kritisch. "Die setzen auf ein totes Pferd." Der Online-Handel sei eine Schlangengrube. "Ob ein Logistiker das kann, ist ein großes Fragezeichen." Selbst große Firmen wie Ebay oder Rakuten würden sich in Österreich schwertun. So richtig durchgesetzt habe sich nur Amazon. "Wir wünschen der Post viel Glück, aber es wird schwer", sagte Gutschi. (APA, 6.4. 2017)