Der britische Thronfolger Prinz Charles und seine Ehefrau Camilla haben den zweiten Tag ihres Wien-Aufenthalts am Donnerstagvormittag mit einem Besuch im Jüdischen Museum begonnen. Anschließend besuchten sie den Musikverein, wo sie einer Probe der Wiener Philharmoniker beiwohnten. Das Konzert sei "wonderful" gewesen, sagte Charles auf eine entsprechende Frage der Journalisten.

Bild nicht mehr verfügbar.

Am Vormittag hörten die Gäste einer Probe im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins zu.
Foto: REUTERS/Leonhard Foeger

Charles und Camilla bekamen einen Ausschnitt der neunten Symphonie von Ludwig van Beethoven zu hören, die Dirigent Christian Thielemann mit dem Orchester für das Osterkonzert probte. Die Europahymne wurde allerdings nicht gespielt. Nach knappen zwanzig Minuten, während derer das Prinzenpaar andächtig gelauscht hatte, plauderte Charles mit dem Dirigenten und mit Andreas Großbauer, Vorstand der Wiener Philharmoniker, und Camilla begrüßte die Violinisten.

Danach bekamen sie Gelegenheit, Originalmanuskripte von Komponisten, etwa von Mozart und Brahms, aus dem Archiv des Musikvereins zu besichtigen. Vor dem Musikverein hatten sich einige Zaungäste versammelt, die dem Prinzen beim Verlassen des Gebäudes "Charles, Charles!" zuriefen. Das erhoffte Händeschütteln gab es zwar nicht, das Paar winkte den Schaulustigen aber zu.

Grafik: APA

Im Anschluss an den Musikverein führte das straffe Besuchsprogramm die beiden Royals zum Bioheurigen Obermann in Grinzing. Danach trennte sich das Paar: Prinz Charles nahm bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) an Diskussionen über die Bekämpfung moderner Sklaverei und über Religionsfreiheit teil.

Bild nicht mehr verfügbar.

Charles und Camilla informierten sich in Grinzing über Bioweine.
Foto: REUTERS/Heinz-Peter Bader

Dabei sollte nach Angaben der britischen Botschaft in Wien auch die Kooperation zwischen Großbritannien und Österreich bei der Bekämpfung von internationalem Menschenhandel thematisiert werden. Die Herzogin stattete währenddessen der Spanischen Hofreitschule einen Besuch ab.

Elisabeth Gürtler, Generaldirektorin der Hofreitschule, empfing die Herzogin in der Sommerreitschule, wo Camilla für Fotos mit zwei Lipizzanern und deren Bereitern posierte, die Pferde streichelte und mit Zuckerwürfeln fütterte. "Das ist natürlich eine große Ehre, ich bin schon sehr aufgeregt", sagte Hannah Zeitlhofer, die erste weibliche Bereiterin der Hofreitschule, vor dem Eintreffen des hohen Besuchs. Sie ritt den Hengst Siglavy Batosta, ebenso zu sehen war ein seltener "brauner Glücksbringer" – nur einer von hundert Lipizzanern bleibt dunkel.

Bild nicht mehr verfügbar.

Die Herzogin besuchte die Spanische Hofreitschule.
Foto: ap/Zak

Im Anschluss boten die Bereiter und Pferde der Hofreitschule Camilla in der Winterreitschule eine Vorführung. Gezeigt wurde "ein gemischtes Programm von allen Gängen und Touren", erklärte Zeitlhofer.

Geehrt vom Besuch der Herzogin zeigte sich auch Minister Andrä Rupprechter (ÖVP). Er habe Charles und Camilla bereits beim Empfang des Bundespräsidenten am Mittwoch kennengelernt. "Das ist etwas Besonderes, auch für einen republikanischen Minister." Er habe "ein ausgesprochen gutes Gespräch" mit Charles geführt, sagte Rupprechter. Der Prinzen werde möglicherweise im kommenden Jahr wieder nach Österreich kommen, um die Präsidentschaft der Biobauernkonferenz zu übernehmen.

Camilla im Gespräch mit einem Holocaust-Überlebenden.
Foto: apa/Techt

Den Abschluss des Wien-Aufenthalts bildete ein Besuch in der britischen Botschaft, ehe sie wieder zum Flughafen Wien-Schwechat chauffiert wurden. Am Sonntag haben die beiden übrigens Grund zu feiern: Dann jährt sich ihr Hochzeitstag zum zwölften Mal.

Stardesignerin Westwood beim Wiener Staatsbankett

Rund 100 Gäste hatten am Mittwochabend am Staatsbankett für den britischen Thronfolger in der Hofburg teilgenommen, darunter auch Stardesignerin Vivienne Westwood (75).

"Es war mir eine Ehre, Westwood bei Van der Bellens Abendessen für den Prince of Wales und die Duchess of Cornwall zu treffen", schrieb der britische Botschafter Leigh Turner auf Twitter.

Die mit dem Tiroler Andreas Kronthaler verheiratete Modemacherin Westwood gilt als Mutter des Punk, hat aber keine Berührungsängste mit den Royals. Im Jahr 2006 wurde sie von Charles in den Ritterstand erhoben und darf sich seither Dame nennen lassen. Mit Charles teilt Westwood auch das Engagement für den Umweltschutz.

Prinz Charles und Bundespräsident Alexander Van der Bellen beim Staatsbankett in der Hofburg.
Foto: APA/BUNDESHEER/PETER LECHNER

Keine Diskussion über Brexit

"Das Wort Brexit ist nicht gefallen", berichtete der "Kurier"-Journalist Georg Markus in der "ZiB 24" des ORF am Mittwochabend vom Staatsbankett. Man habe aber "deutlich gespürt, dass das eine Charmeoffensive Großbritanniens ist".

Royals haben keine Sessel umgeworfen

Zwischenfall habe es bei dem Bankett anders als bei Charles' erstem Besuch vor 31 Jahren keinen gegeben. "Es ist kein Sessel umgeworfen worden", sagte Markus mit Blick auf den Fauxpas von Charles' damaliger Ehefrau Lady Diana, die sich während einer Rede des damaligen Wiener Bürgermeisters Helmut Zilk erhoben und ihren Sessel umgestoßen hatte.

Am Bankett nahm auch die Ehefrau des verstorbenen Bürgermeisters, Dagmar Koller, teil. Ihre Befürchtung, Charles würde sie nach drei Jahrzehnten nicht wiedererkennen, habe sich nicht bewahrheitet, sagte Markus. Charles sei "sofort" auf Koller zugegangen. "Sie haben sehr gelacht, alte Erinnerungen ausgetauscht." (APA, 6.4.2017)