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Die Ankündigungen von Donald Trump waren bisher lautstark. Durchsetzen konnte der US-Präsident von seinen Plänen aber bisher kaum etwas. Die Euphorie der Anleger nimmt daher nun ab.

Foto: Evan Vucci

Wien – Wollen Anleger lieber einen Fonds, der von einem Fondsmanager betreut wird, der aktiv Positionen kauft und verkauft und damit versucht, einen Mehrwert zu generieren? Oder reicht es, ein Produkt zu kaufen, das einen Index abbildet, sich also einer passiven Struktur zu bedienen? Adam Lessing, Chef von Fidelity International Österreich, will hier kein Entweder-oder-Prinzip sehen: "Anleger haben unterschiedliche Bedürfnisse." Da passive Strukturen derzeit gut nachgefragt werden, springt auch Fidelity auf diesen Zug auf und hat mit dem "Fidelity Global Quality Income Ucits ETF" und dem "Fidelity US Quality Income Ucits ETF" zwei passive Fonds gelauncht.

Veranlagt wird damit in dividendenstarke Unternehmen mit dem Ziel, eine höhere Rendite als der breitere Markt zu erwirtschaften. Dafür bedient sich Fidelity keiner bestehenden Dividendenindizes als Vorlage, sondern hat zwei eigene Indizes entwickelt. Das Ziel dabei: "Uns ging es darum, das Risiko bezüglich Branchen- und Länderengagements zu minimieren, die wir in bestehenden Indizes auch gemacht haben", sagt Lessing. Die Indizes werden einmal pro Jahr angepasst.

In Summe seien Anleger nach den Jahren der Finanzkrise nun auch wieder bereit, für eine höhere Rendite etwas mehr ins Risiko zu gehen als bisher. Mittlerweile sei aber eine gute Selektion gefragt, denn Aktien sind nach der langen Aufwärtsbewegung nicht mehr ganz billig, und Renten seien zuletzt auch wieder gut gelaufen. Hier sei mit der Duration aber Steuerungspotenzial vorhanden.

Potenzial sieht Lessing am europäischen Aktienmarkt, der im internationalen Vergleich noch billig sei. "In Europa wird derzeit viel politischer Lärm gemacht", so der Experte. Blickt man aber hinter die Geräuschkulisse der Frankreich-Wahlen und des Brexits, ergeben sich gute Chancen für Anleger.

Auf Hype folgt Ernüchterung

Kritischer sieht Lessing den sogenannten Trump-Trade, dem nun die Luft ausgehe. Anleger hätten nun erkannt, dass den Ankündigungen des neuen US-Präsidenten keine schnellen Taten folgen und Vorhaben wie eine Steuerreform auch nicht in wenigen Wochen umzusetzen sind. "Auf den Hoffnungshype wird eine Trump-Ernüchterung folgen", fasst es Lessing zusammen. Damit einhergehend steigt auch die Erwartung, dass die Volatilität an den Märkten wieder zunehmen wird.

Die Zinslandschaft normalisiere sich langsam, nachdem die US-Notenbank Fed begonnen hat, den Leitzins zu erhöhen. Zwei, eventuell auch drei weitere – je nach Stärke des Dollars – Zinsschritte erwartet Fidelity heuer noch. Gegen Jahresende werde wohl auch EZB-Chef Mario Draghi den Ausstieg aus dem Anleihenkaufprogramm ankündigen. Die wirtschaftliche Erholung in Europa würde das Zurückfahren der EZB-Maßnahmen auch stützen.

Im Moment sind die Investmenthäuser auch mit organisatorischer Arbeit eingedeckt, denn ab Jänner soll die Mifid-II-Richtlinie in Kraft treten, die den Vertrieb von Finanzprodukten regelt und Anlegern einen besseren Überblick und mehr Transparenz verschaffen soll. Obwohl man bei Fidelity die Richtlinie als "richtig gute Idee" sieht, wird unter den Details gestöhnt. Denn noch immer stünden viele Definitionen nicht fest.

So müssen die Investmenthäuser unter Mifid II etwa für jedes Produkt einen "Target-Markt" definieren, der klären soll, für welche Anleger das jeweilige Produkt gedacht ist. Damit soll die Risikoeinstufung verbessert werden. Die Spezifizierung von Target-Markt ist aber noch immer nicht klar. Mehrere Definitionen schwirrten umher, aber fix sei noch nichts. Bei solchen Punkten müsse rasch Klarheit geschaffen werden, sagt Lessing. Denn: "Langsam wird es zeitkritisch, es müssen die Systeme ja auch angepasst werden." (Bettina Pfluger, 6.4.2017)