Dass Nordkoreas neue Machtdemonstration dem großen Nachbarn sehr zupasskommt, könnte man auf den ersten Blick nicht gerade sagen: Just einen Tag bevor Chinas Präsident Xi Jinping mit Donald Trump über eine neue Machtbalance zwischen den beiden Staaten sprechen will, funkt Machthaber Kim Jong-un dazwischen. Das bringt ihm Aufmerksamkeit. Sein Land wäre bei den Gesprächen aber sowieso auf der Tagesordnung gestanden. Trump fordert von Xi, Nordkorea in Zaum zu halten. Dass China das womöglich gar nicht kann, nimmt er nicht wahr.

Und deshalb kommt der neue Test für China doch nicht ganz ungelegen. Deutlicher könnte Kim kaum demonstrieren, dass er sich um Befindlichkeiten Pekings keine Gedanken macht. Was wie eine Brüskierung wirkt, könnte Xi kurzfristig in die Karten spielen, wenn er Trump verdeutlichen will, dass Nordkorea nicht nach seiner Pfeife tanzt.

Doch die Provokationen des Regimes bergen eine ernste Gefahr. Die US-Regierung spielt mit der Idee eines Präventivschlags – derzeit in Andeutungen, und wohl offen, wenn Nordkorea wieder einen Atomsprengkopf testen sollte.

Ein solcher Angriff könnte leicht in einen Krieg münden, der das Ende des Regimes bedeutet. Pjöngjang setzt aber weiter darauf, dass die schlimmen Folgen, die ein Krieg für seine Nachbarn hätte, Trump abschrecken werden. Doch dafür gibt es keine Garantie. Die strategischen Provokationen könnten schnell zur Katastrophe führen. (Manuel Escher, 5.4.2017)