Musk versteht es, die Welt von seinen Plänen zu begeistern.

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Wer im Februar auf Goldman Sachs gehört hat, dürfte sich mittlerweile ärgern. Die US-Investmentbank hatte die Aktie des Elektroautobauers Tesla auf "Sell" gestuft. Die Verkaufsempfehlung führte zwar kurzfristig zu einem Kursverfall, doch mittlerweile hat Gründer Elon Musk wieder viel Anschub erhalten. Die massiven Kursgewinne der vergangenen Tage haben sogar dazu geführt, dass Tesla mit gut 48 Milliarden Dollar an der Börse mehr wert ist als Ford. "Stormy weather in Shortville …", kommentierte Musk den Kursanstieg. Stürmisches Wetter für jene, die "short" gegangen sind, womit man auf sinkende Kurse setzende Anleger meint.

Elon Musk witzelt über Shortville und meint damit Anleger, die mit Tesla "short" gingen, also auf fallende Kurse setzten.

Die Relationen sind dabei verblüffend. Der 1903 gegründete Traditionskonzern baut mit 200.000 Mitarbeitern 6,7 Millionen Autos. Tesla kam im Vorjahr mit 30.000 Beschäftigten auf nicht einmal 80.000 Pkws und schreibt darüber hinaus auch noch Verluste, während Ford vier Milliarden Dollar Gewinn schreibt. Doch Aktienkurse, so meinen Musk und viele Börsianer unisono, bewerten nicht die Vergangenheit. Die sei "irrelevant", erklärte der Visionär und Unternehmer.

Ob Tesla nur ein Börsenhype ist oder ob die Autobranche revolutionieren wird, darüber wird schon lange diskutiert. Den Ankündigungen Musks wird jedenfalls vertraut. Im ersten Quartal ließ er den Worten auch Taten folgen. 25.000 Elektroautos wurden in den drei Monaten ausgeliefert, eine Steigerung von 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das nährt die Hoffnung, dass Tesla das Ziel, 2018 eine halbe Million Autos zu verkaufen, wahrmacht.

Doch selbst diese Größenordnung würde die aktuelle Bewertung nicht rechtfertigen. Es ist vor allem das Phänomen Musk, das die Börse fasziniert. Der hat mit dem Raketenunterfangen SpaceX nicht nur weitere Ambitionen, der Entrepreneur hat es von jeher verstanden, Kapital aufzutreiben und Wert zu generieren. Laut Bloomberg sammelte Musk mit seinen Aktivitäten seit 2010 acht Milliarden Dollar von Investoren ein. Analysten setzen überdies darauf, dass Tesla noch mehr Asse im Ärmel hat, als bisher bekannt ist. Im Elektroautogeschäft jedenfalls gibt es ausreichend Konkurrenten, und der Markt wird zunehmend kompetitiver. Das gilt insbesondere für die Mittelklasse, in die Tesla mit dem neuen Modell 3 einsteigt. Dass Tesla mehr wert ist als Ford, sei daher "wahnsinnig", meint Analyst Dave Sullivan von AutoPacific

Doch da wäre noch etwas. Manche Beobachter sehen auch eine Verbindung des Raktenaufstiegs mit Donald Trump. Musk sitzt in einem aus Unternehmern bestehenden Beratergremium des US-Präsidenten. Musk sei ein Gründer nach Trumps Geschmack, hielt die "Süddeutsche Zeitung" fest: "verrückt, risikofreudig, auf Größe und Amerika fixiert". Das Medium verweist darauf, dass Tesla seit den US-Wahlen besonders stark gefragt gewesen sei. (as, 4.4.2017)