Der Bandname umschreibt bereits die Stimmung: Cold Cave, da wird nicht gelacht, das ist kein Hort menschlicher Wärme. Dort sitzt, wer sich in der Welt nicht wohlfühlt, wer wieder einmal den Kampf gegen die Pickel verloren hat. Cold Cave ist eine US-Band, die sich der Erbpflege des britischen Postpunk verschrieben hat. Genauer: jenes Seitenstranges, der mit Dark Wave umschrieben wird. Und dort sitzen seit bald 40 Jahren Joy Divison auf dem Thron. Jene kurzlebige Band aus Manchester, die mit Ian Curtis einen Charismatiker als Sänger besaß, an dem sich seit seinem Freitod 1980 hunderte Bands abarbeiten. Eben auch Cold Cave. Am Freitag treten sie in der Wiener Arena auf.

Mastermind der Band ist Wesley Eisold, der den synthiegeprägten Sound seiner Band an Joy Division und deren Nachfolgeband New Order anlehnt. Das muss man mögen, denn natürlich stellt sich da die Frage Schmied oder Schmiedl. Andererseits, wenn man sich in der Neigungsgruppe wohlfühlt und New Order gerade nicht in der Stadt sind, geht man zu Cold Cave auch. Schlecht sind die ja nicht, nur ein bisserl unoriginell.

Nach so viel existenzieller Kälte gibt es am kommenden Montag wieder in der Arena einen Satz heißer Ohren. Big Business treten an. Eine Rabiatperle aus Seattle, die als adoptierte Mitglieder der Melvins Bekanntheit erlangt haben. Damit wäre die Musik ebenfalls umrissen, wobei Big Business dann doch weniger auf der Bremse stehen als die Melvins. Begnadete Kindsköpfe, deren Besetzung (Bass, Schlagzeug) einem dorthin fährt, wo sich das Essen gerade in Richtung Notausgang verdünnt. Heftig, deftig. Ein Vergnügen für alle, die Tinnitus buchstabieren können. (flu, 5.4.2017)