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Der starke Mann Tschetscheniens, Ramsan Kadyrow (re.), mit Russlands Premier Dmitri Medwedew.

Foto: Alexander Astafyev, Sputnik, Government Pool Photo via AP

Grosny/Moskau – In der russischen Teilrepublik Tschetschenien sind einem Medienbericht zufolge mehr als 100 Männer "im Zusammenhang mit ihrer nichttraditionellen sexuellen Orientierung – oder des Verdachts darauf" – festgenommen worden. Drei Menschen seien bei den landesweiten Razzien ums Leben gekommen, berichteten mehrere deutschsprachige Medien am Sonntag unter Berufung auf die russische Zeitung "Nowaja Gaseta".

Kadyrow-Sprecher: Homosexualität existiert nicht

Mit "nichttraditionelle sexuelle Orientierung" wird in Russland oft Homosexualität umschrieben. Alwi Karimow, der Sprecher des tschetschenischen Republikführers Ramsan Kadyrow, bezeichnete nach Angaben von "Süddeutscher Zeitung" und orf.at den Bericht als "Lüge" und "Desinformation": "Man kann niemanden verhaften oder unterdrücken, den es in der Republik gar nicht gibt."

Außerdem: "Würden solche Leute in Tschetschenien existieren, müssten die Sicherheitsbehörden sich gar nicht um sie kümmern, da ihre Verwandten sie selbst an einen Ort schicken würden, von dem sie nicht zurückkehren." Homosexualität steht in der islamisch geprägten Region zwar nicht unter Strafe, wird aber geächtet.

Offenbar auch TV-Moderatoren unter Verhafteten

Ihre Informationen zu den Razzien bezog die kremlkritische "Nowaja Gaseta" vergangene Woche von Quellen im tschetschenischen Außenministerium, der Regierung, den örtlichen Geheimdiensten, der Staatsanwaltschaft und LGBT-Aktivisten. Unter den Festgenommenen, die zum Teil wegen "Mangels an Beweisen" wieder freigelassen worden oder außer Landes geflüchtetet seien, seien auch Würdenträger und zwei bekannte Fernsehmoderatoren. (APA, 2.4.2017)