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Aleksandar Vučić dominierte die Präsidentschaftswahl in Serbien.

Foto: REUTERS/Antonio Bronic

In den vergangenen Tagen sah man in ganz Serbien seine Initialen in Rot und Blau auf dem weißen Grund der Plakate: AV wird in den Nationalfarben als alternativlos porträtiert. Sämtliche Zeitungen waren mit Wahlwerbung für den Premier auf dem Weg ins Präsidentenamt ummantelt. Aleksandar Vučić ist omnipräsent. Doch der Chef der stimmenstärksten Fortschrittspartei nutzte nicht nur seinen Bonus als Regierungschef, sondern sieht sich selbst tatsächlich als unentbehrlich und stellt sich als Retter Serbiens und Garant für die Stabilität in der Region dar.

In einer Mischung aus Sendungsbewusstsein und dem lange erlernten Wissen, wie man Kontrolle und Macht aufbaut und ausübt, steht der zweifache Familienvater kurz vor seinem ersehnten Ziel, der Präsidentschaft. Es ist zu erwarten, dass er als Staatschef auch "heimlicher Premier" bleiben und über die Partei die Fäden in den Institutionen in der Hand behalten wird. Wie kein anderer hat es der 47-Jährige geschafft, sein Image vom Nationalisten zum "Macher" zu wandeln. Er genießt nicht nur das Vertrauen der deutschen Kanzlerin Angela Merkel, sondern auch jenes der EU-Kommission.

Wandlung

Vučić ist zugutezuhalten, dass er seine Rhetorik gezügelt und insbesondere im Verhältnis zu Bosnien-Herzegowina seiner völkischen Ideologie abgeschworen hat. In seinen jungen Jahren war er noch als "Journalist" für die ultranationalistischen Tschetniks von Vojislav Šešelj im Krieg. Heute versucht Vučić, ein gutes Verhältnis zu Bosnien-Herzegowina zu unterhalten.

Gleichzeitig aber – Vučić war von 1998 bis 2000, also in den Milošević-Jahren, Informationsminister – arbeitet er geschickt mit der brutalen Regenbogenpresse zusammen, um die nationalen Gefühle zu nutzen. Nicht nur im Verhältnis zum Kosovo spielt er den Opferbereiten. Der Workaholic, der viel zu wenig schläft, stellt sich gern als "Balkan-Typ" dar, entspricht aber keinem der Klischees.

Seit Jahren setzt er eine harte Austeritätspolitik durch. Vučić hat, seit er 2014 Premier wurde, Pensionen und Gehälter im öffentlichen Sektor gekürzt und das Defizit gedrückt. Doch es fehlt nach wie vor an Strukturreformen und an Transparenz. Weil er die Medien dominiert, kann er sich aber exzellent verkaufen. Interessant ist, dass sich der Mann, der bei Kritik sofort in die Offensive geht, geopolitisch eher Richtung EU als Russland orientiert. Deshalb hatte ihn Wladimir Putin noch kurz vor der Wahl nach Moskau bestellt. (red, Adelheid Wölfl, 2.4.2017)