Es birgt Konfliktpotential, wenn der Ziehsohn den Ziehvater karrieretechnisch überholt: Mit der heutigen Wahl zur Nummer eins in der oberösterreichischen Volkspartei und der Kür zum Landeshauptmann am 6. April hat Thomas Stelzer seinen einstigen Förderer Michael Strugl endgültig auf den zweiten Platz verwiesen. Offiziell nimmt dieser das betont gelassen als gegeben hin – doch hinter den schwarzen Kulissen ist die Angst entsprechend groß, dass sich die erhoffte Zähmung der beiden Alphamänner entsprechend widerspenstig bis unmöglich gestalten wird. Und der künftig geplante gemeinsame Auftritt als starkes Führungsduo zum Paarlauf der Eitelkeiten verkommt.

Die jüngste Vergangenheit hat gezeigt, was passiert, wenn sich die zwei "wirklich guten Freunde" (Stelzer) gewaltig in die Haare kriegen. In Erinnerung ist da noch der wochenlange interne Machtkampf zwischen Wirtschaftslandesrat Strugl und dem künftigen Landeshauptmann Stelzer im August des Vorjahres. Streitpunkt war die künftige Finanzhoheit im Land. Stelzer sah die Geldangelegenheiten damals als potenzieller Pühringer-Nachfolger und künftiger ÖVP-Parteiobmann klar auch weiterhin in den Händen des Landeshauptmanns. Strugl hingegen wollte den Finanzbereich künftig in seinem Wirtschaftsressort wissen.

Tieffliegende Hackln

Der scheidende Parteichef Josef Pühringer hatte damals seine liebe Not, die zweite Reihe wieder zu befrieden. Die Außenwirkung war jedenfalls katastrophal und der Schaden für die ÖVP letztlich enorm.

Nachdem wochenlang die Hackln tief flogen, präsentierte Pühringer im Vorjahr dann folgende Lösung: Strugl bleibt Wirtschaftslandesrat und damit in der Politik, bekommt aber im Fall des Rücktritts von Pühringer von Stelzer die Agenden Wissenschaft und Forschung übertragen. Der Bereich Finanzen bleibt auch weiterhin beim Landesregierungschef. Allerdings darf Strugl künftig ein gewichtiges Wort mitreden. Die Ausarbeitung der mittelfristigen Finanzplanung und die Erstellung des Budgets sollen ein gemeinsames Arbeitsprojekt von Stelzer und Strugl werden.

Mit der heutigen Wahl Stelzers und der Ernennung zum Landeschef wird diese Vereinbarung nun schlagend. Stelzer und Strugl sind ab sofort in politisch höchst heiklen Bereichen wie der Budgeterstellung aneinander gekettet. Zwei Alphamänner an der kurzen Leine – wohl eine der größten Herausforderungen für die Landes-ÖVP in den kommenden Jahren. (Markus Rohrhofer, 1. April 2017)